Von Sidi Ifni über Marrakesch nach Nordmarokko

21. April bis 15. Juni 2019

Liebe Freunde, dies ist die Beschreibung der letzten Etappe unserer zweimonatigen Marokko Tour 2019. Die Route führt vorwiegend am Antlantik entlang – mit einem Abstecher nach Marrakesch und zu André Hellers Phantasiegarten ANIMA in Ourika.

Die großen Städte Safi, El Jadida, Casablanca und Rabat haben wir dieses Mal ausgelassen. Wir waren schon 2013 dort und haben sie im damaligen Reisebericht beschrieben.

Da mit diesem Bericht unsere Reise zu Ende geht, hier eine Übersicht der gesamten Tour – und der Vergleich zur Reise von 2013.

Nun aber zurück nach Sidi Ifni im Südwesten Marokkos. Dort hat unser letzter Bericht geendet.

Mit den Fahrrädern sind wir, wie schon 2013, zu den markanten Felstoren von Legzira gefahren. Nach einer kurzen Strandwanderung erreichte man damals die 3 Naturwunder. Der Atlantik hat in Tausenden von Jahren große Löcher in die rotbraunen Konglomeratfelsen gewaschen. Schon das Durchgehen durch den ersten Bogen ist atemberaubend.

Und erst der durch den zweiten. Auf einem im Verhältnis winzigen Fuß ruhen tausende Tonnen Gestein. Man fragt sich, wie lange das wohl halten wird.

Und schließlich ist es tatsächlich passiert. Vor 3 Jahren an einem Abend um 19.00 Uhr ist das gewaltige Felsentor eingestürzt. Zum Glück gab es keine Verletzten oder Tote.

Und das ist übrig geblieben.

Im kleinen Ort Legzira ist eine riesige Hotelanlage entstanden, an der sogar Wohnmobile stehen können. Unterhalb liegen zahlreiche kleine Restaurants. Es werden Quad-Touren am Strand entlang angeboten. Ziemlich ungewöhnlich, dass marokkanische Frauen so ein Gefährt steuern.

Von Sidi Ifni fahren wir am Meer entlang bis zum Badeort Sidi-Moussa-d’Aglou.

Danach geht es ein kleines Stück ins Landesinnere, nach Tiznit. Die Stadt ist von einer Mauer umgeben und wirkt sehr authentisch. Direkt an der Stadtmauer mit Durchgang zur Altstadt liegt der Campingplatz International. 29°41′40.05″N 09°43′33.82″W. Im Winter ist es hier rappelvoll mit Überwinterern. Jetzt gibt es Platz genug.

Ein paar Schritte vom Campingplatz erreicht man die hübsche Altstadt mit ihrem geschäftigen Treiben. Tiznit ist bekannt für seine wunderbaren Silberarbeiten, die man in einem eigenen Souk (Markt) kaufen kann. Dort sieht man auch die Silberschmiede bei der Arbeit.

Hier ein paar Eindrücke

Von Tiznit aus fahren wir in Richtung Sidi Rbat, biegen aber vorher ab zum Camping Sidi Wassay Beach. Wir überqueren den Fluss Massa und sein breites fruchtbares Tal, das zum Sous Massa Nationalpark gehört.

Die Straße ist schmal, der Belag ausgefranst. Außerhalb der fruchtbaren Ebene plagen sich die Frauen mit der kargen Ernte.

In Wassay Beach ist eine kleine Hotelstadt entstanden. Jetzt ist sie so gut wie leer. Im Sommer tummeln sich hier die Einheimischen. Der Campingplatz ist sehr schön auf Terrassen angelegt. 30°03′19.91″N 09°41′16.05″W.

Am Strand entlang kommt man zum Mausoleum (Marabout) des Sidi Ouassay

Am nächsten Tag regnet es – nach wochenlanger Trockenheit zum ersten Mal. Selbst die Hunde scheinen es zu genießen.

Der Regen ist aber schnell vorüber. Am nächsten Morgen ist es schon wieder wolkenlos.

Bis Agadir sind es nur 60 km. Agadir ist „die“ Tourismusmetropole schlechthin. Moderne Gebäude prägen das Stadtbild. Mittlerweile leben 600.000 Menschen hier. Die Stadt hat so gar nichts marokkanisches an sich. Sie wirkt eher wie ein europäische Badeort. Wir nutzen nur die Möglichkeit, in einem Atacadao (Metro) Markt unsere Wein- und Biervorräte nachzufüllen und umfahren die Stadt auf der Schnellstraße Richtung Norden.

Nicht weit von Agadir gibt es bei Taghazoute einen schön angelegten Campingplatz hoch über dem Meer, den CP Terre d’Ocean. Wie überall um diese Zeit ist auch dieser großzügig angelegte Platz fast leer. 30°33′47.46″N 09°44′25.02″W. Die Zufahrt, die 2013 noch eine Schotterstraße war, ist jetzt perfekt asphaltiert. Der Platz hat einen großen Pool. Wir stehen schön auf einer Fläche mit direktem Meerblick. Hier läßt es sich aushalten.

Weiter an der Küste entlang erreichen wir das Städtchen Imsouane. Die Straße führt zunächst durch eine gebirgige Künstenlandschaft mit vielen Kurven. Eine davon wird uns fast zum Verhängnis. In einer Linkskurve kommt uns ein LKW entgegen, der seinerseits von einem weiteren LKW überholt wird. Nur wenige Meter vor uns gelingt es diesem, nach einem scharfen Bremsmanöver, wieder zurück auf seine Fahrbahn zu kommen.

Leider haben wir auf unserer Tour einige solcher wahnsinniger Überholmanöver erlebt, bei denen es manchmal knapp war. Man kann auf unübersichtlichen Straßen nur eines tun: so defensiv wie möglich fahren. Und auf den Schutz Allahs hoffen. Und der hatte offensichtlich seine Hand über uns 👍.

Imsouane hat einen einfachen Campingplatz auf Terrassen angelegt. Er liegt auf der anderen Seite eines ausgetrockneten Flußtales – gegenüber vom eigentlichen Ort. 30°50′46.02″N 09°49′19.78″W.

Nach ein paar Schritten durch eine Tür erreicht man einen hübschen Aussichtsplatz über einem kleinen Sandstrand.

Gewaltig brechen sich die Atlantikwellen an den vorgelagerten Felsen.

Blick auf Imesouane – getrübt durch den Salznebel der ständig anrollenden, sich brechenden Wellen

Imesouane ist ein Hotspot für Wellenreiter. Zu Hunderten tummeln sie sich im Wasser und warten „auf die perfekte Welle“.

Wer ein echter Wellenreiter ist, der braucht kein Luxushotel. 😄

Imesouane hat einen kleinen Fischerhafen. Das „Ein- und Ausparken“ der Boote erfolgt per Traktor und Muskelkraft.

Der Fang wird an Ort und Stelle verkauft.

Stillleben: Meer mit Minztee

Auf der Weiterfahrt fahren wir an einer guten Einkaufsmöglichkeit für Arganöl vorbei -der „Source d’Argan“. 30°52′30.56″N 09°45′03.76″W. Hier wird absolut echtes, naturbelassenes Arganöl nach ausgiebiger Verkostung vor den Augen des Kunden in die gewünschten Flaschen abgefüllt. Der Preis von 30 € je Liter ist absolut in Ordnung. Billigere Öle vom Straßenrand sind oft gepanscht. Es gibt auch Seifen und kosmetische Produkte – und Mandelcreme, den auch „Berber-Nutella“ genannten Brotaufstrich.

Die Ölgewinnung ist eine aufwendige Prozedur

Der Autor kann sich selbst von der kraftraubenden Bedienung der Ölmühle überzeugen.

Im kleinen Städtchen Tamanar ist gerade Sonntag-Souk. Von weither kommen Händler und Käufer mit Bussen, Taxis und Eseln. Hier der „Esel-Parkplatz“ unterhalb der Moschee und einige Marktszenen.

Unser nächstes Ziel nach Imesouane ist Essaouira – die einstmals portugiesische „Perle“ am Atlantik. Heute frequentieren zahlreiche Touristen die malerische Altstadt und den noch immer bedeutenden Fischereihafen.

Wir waren 2013 schon hier und wollen die hübsche Stadt noch einmal sehen. Für Wohnmobile gibt es jedoch in der ganzen Stadt keine erlaubte Übernachtungsmöglichkeit mehr. Der Parkplatz am Fischereihafen ist schon seit längerem gesperrt. Der 2 km südlich an den Dünen liegende Parkplatz war bisher ein offizieller Übernachtungsplatz. Es sind sogar noch die Übernachtungspreise auf einer Tafel angezeigt. Der Parkwächter erklärt uns aber, dass in ganz Essaouira das Stehen über Nacht verboten wurde.

Also auf zum noch ein paar Hundert Meter weiter liegenden Campingplatz. Aus der Zufahrt kommen uns schwer mit Aushub und Schutt beladene LKW entgegen. Ein Anrainer erklärt uns, dass der Campingplatz abgerissen wurde und jetzt Baugelände ist.

Essaouira ist zu einer Womo-feindlichen Stadt geworden – wären da nicht 3 Campingplätze im Umkreis von etwa 20 km. Wir beschließen, zum CP Le Calme zu fahren, einer gut bewerteten Ferienanlage nicht allzu weit von Essaouira – und am nächsten Tag mit dem Womo in die Stadt zu fahren. Der weitläufige Platz liegt inmitten ausgedehnter Arganien-Plantagen. 31°25′57.42″N 09°39′29.59″W. Er hat einen schönen Pool – und mehrere Pfauen.

Die Argannüsse werden schon gelb und fallen danach einfach von den Bäumen, wo man sie aufsammeln und zu Öl weiter verarbeiten kann.

Bei einem Spaziergang durch die Arganienwälder treffen wir auf diese beiden.

Zum Stadtbesuch in Essaouira fahren wir auf den großen Parkplatz an der Stadtmauer. 31°30′42.32″N 09°45′54.84″W. Mit dem Wohnmobil kann man hier günstig bis 19 Uhr stehen und ist nach wenigen Schritten mitten in der Medina. Weiteres zu Essaouira findet Ihr im Reisebericht von 2013. Hier nur ein paar Eindrücke von dieser sehenswerten Stadt.

Die Medina ist im Gegensatz zu den meisten anderen in Marokko kein Gewirr kleinster Gässchen, sondern schachbrettartig angeordnet und damit sehr übersichtlich.

Gnawa Musiker zählen zum Stadtbild. Sie stammten ursprünglich aus Guinea und ihrer Musik werden Heilkräfte zugesprochen. Häufig sieht man sie auch auf dem Djema-el-Fna-Platz in Marrakesch.

Der christliche Friedhof von Essaouira ist noch immer in Verwendung.

Zuckerrohrsaft mit Zitrone – eine süsse Angelegenheit

Auf dem Fischmarkt

Am Abend fahren wir weiter in Richtung Marrakesch. In den Arganbäumen klettern Ziegen herum, die Früchte und Blätter fressen.

Ein Werbeprospekt überrascht uns: Wer kauft Rasenmäher in der Wüste? 😄 Die Dirham-Preise dividiert durch 10 ergeben die Preise in Euro.

Wir übernachten vor Marrakesch noch einmal – und zwar in Ounara auf dem CP Des Oliviers. 31°31′57.29″N 09°32′49.03″W. Der Platz liegt an der Hauptstrasse nach Marrakesch und ist sehr gut gepflegt.

Die Autobahn nach Marrakesch führt durch eine meist flache, trockene Ebene. Statt der Arganien dominieren nunmehr die Olivenbäume.

Übrigens: Zu Marrakesch und den sehenswerten Städten Safi, El Jadida und Rabat findet Ihr Näheres im Reisebericht von 2013.

In Marrakesch angekommen, wollen wir in den Osten der Stadt auf den Hotelcamping Manzil La Tortue. 31°36′51.94″N 07°53′22.12″W, eine luxuriöse Hotelanlage mitten in der Wüste.

Aber vor den Luxus hat der Herr noch die Mühen der Durchquerung der Medina von Marrakesch gesetzt. Unversehens stehen wir nämlich vor einem Tor in der Stadtmauer, durch das unser Womo gerade so durch passt. Dann plagen wir uns im Schritt-Tempo durch das Gewirr der Fussgänger, Mopedfahrer, Eselkarren und Autos – in der Hoffnung, wieder hinaus zu finden. Wie immer geht es gut aus und wir erreichen eine breite Stadtausfahrt.

Der CP Manzil la Tortue stellt sich als wahre Luxusanlage heraus. Im Garten der Hotelanlage in der Nähe des 40 m langen Pools !! liegen die Womo-Stellplätze inmitten blühender Sträucher und schattenspendender Bäume. Ein kleines Paradies.

Der Platz eignet sich gut zum Besuch des phantastischen ANIMA – Gartens von André Heller, 30 km südlich von hier im Ourika Tal.31°24′04.19″N 07°49′35.34″W.

Hier ein Foto aus dem Werbeprospekt mit dem Hohen Atlas im Hintergrund.

Und hier einige Fotos von unserem Besuch.

Wer Freude an solchen „Phantasie-Objekten“ inmitten einer üppigen Gartenlandschaft hat, dem sei ein Besuch unbedingt empfohlen.

Auf dem Rückweg sehen wir diese blühenden Alleebäume und können nicht feststellen, worum es sich dabei handelt. Vielleicht weiss einer von Euch, wie sie heißen.

Zum Stadtbesuch in Marrakesch bietet sich der zentral gelegene Stellplatz an der Koutoubia-Moschee ein paar hundert Meter vom Djema-el-Fna-Platz an. Es gibt Stromanschluß, Wasser bei der Autowaschanlage und Cassetten-Entleerung in einem WC. Man kann also ruhig ein paar Tage hier stehen. Die Einfahrt zum Parkplatz liegt bei 31°37′27″N 07°59′40.91″W. Man zahlt jeweils pro Tag an der Kasse 11 € + 3 € Strom.

Gleich nach der Ankunft gehen wir – bei 38 Grad Hitze – vorbei an der Koutoubia-Mosche in die Stadt und essen in einem Hotelrestaurant zu Mittag.

Das Essen ist hervorragend. Ich habe Tajine mit Rindfleisch und Pflaumen, Helga Couscous mit Huhn. Nach dem Essen gehen wir zurück zum Womo, um später am Abend, wenn auf dem Djema-el-Fna so richtig Betrieb ist, zurückzukehren.

Aber daraus wird leider nichts. Kurz nach der Rückkehr bekomme ich das was man in Südamerika „Montezumas Rache“ nennt. Neben Krämpfen und Durchfall steigt in der Nacht das Fieber auf stolze 39,8 Grad. Nach Einnahme diverser Medikamente aus der Bordapotheke geht die Temperatur zurück, aber ich bin 2 Tage „außer Gefecht“. Helga besucht allein die Medina, kauft einiges ein, geht auch zu den Saadier Gräbern und wird schließlich von einem kühnen Mopedfahrer in Schlangenlinien quer durch den Trubel der Medina zurückgebracht. Ein kleines Abenteuer. Hier der nette junge Mann auf seinem Gefährt.

Weil an eine Weiterfahrt nicht zu denken ist, machen wir aus der Not eine Tugend und fahren in den Norden der Stadt auf den prächtigen Campingplatz Relais de Marrakesch.31°42′26″N 07°59′22.31″W. War der Platz schon 2013 einer der schönsten in Marokko, so hat er sich seither noch weiter in ein blühendes Paradies verwandelt.

Fast schade, dass ich wieder gesund bin und wir weiter müssen. Über die Autobahn erreichen wir rasch Casablanca und kurz danach Mohammedia. Dort bleiben wir eine Nacht auf dem CP L’Ocean Bleu. 33°44′14.32″N 07°19′25.57″W.

Abendspaziergang auf eine vorgelagerte Klippe

Dabei finden wir diese „Naturperücken“ 😄 am Strand. Der nächste Fasching kommt bestimmt.

Seit unserer Fährüberfahrt im März sind wir immer wieder in Kontakt mit unseren Schiffsbekannten Beate und Hansjörg geblieben und haben uns auch immer wieder einmal auf der Tour getroffen. Die beiden fahren am 12. Mai mit der Fähre zurück und sind auf dem CP in Moulay Bousselham zwischen Rabat und Tanger. Wir wollen uns dort noch einmal treffen.

Zunächst fahren wir auf der Autobahn bis Rabat, verpassen eine Abzweigung und landen irgendwo in den Vororten der Hauptstadt. Mühevoll quälen wir uns durch den Verkehr bis wir irgendwann wieder die Hauptstrasse finden.

In Moulay Bousselham fahren wir auf den CP International, der schön direkt an einer Lagune liegt. 34°52′30.36″N 06°17′11.91″W. Die parkähnliche Anlage ist riesig. Wir bekommen einen Platz direkt vorne am Wasser neben unseren Bekannten. Der CP Flamant Loisirs, auf dem wir 2013 waren, scheint übrigens geschlossen zu sein. Wir haben kein Hinweisschild und auch keine Einfahrt mehr gefunden.

Seit ein paar Tagen ist Ramadan, der Fastenmonat der Moslems. Tagsüber darf weder gegessen noch getrunken werden. Darum sind auch die Restaurants erst am Abend geöffnet und viele Geschäfte öffnen erst gegen Mittag. Am Abend geht dann sozusage „die Post ab“. Es wird geschlemmt, was das Zeug hält, um den nächsten Tag mit halbwegs gefülltem Magen zu überstehen. Zur Erleichterung wird für den Fastenmonat die Zeit eine Stunde zurückgestellt – damit es am Abend früher dunkel wird. Die Zeitdifferenz zur mitteleuropäischen Sommerzeit ist daher im Ramadan 2 Stunden.

Ein paar Bilder aus der Lagune von Moulay Bousselham, vom Campingplatz und vom täglichen Fischmarkt.

Von Moulay Bousselham fahren wir über Ouezzane nach Chefchaouen – die „Blaue Stadt“ im Rif-Gebirge. Zunächst geht es durch welliges Hügelland. Überraschend ist, dass es hier mitten im Land eine Salzgewinnungsanlage gibt.

Hinter Ouezzane mit seinen ausgedehnten Olivenwäldern wird die Landschaft zunehmend gebirgiger. Wir durchqueren die Ausläufer des Rif Gebirges.

Es wird immer heißer. Schließlich knacken wir die 41 Grad Marke.

Bald erreichen wir Chefchaouen, das malerisch am Fuß eines Gebirgsrückens liegt. Der Campingplatz befindet sich am Fuß des Berges hoch über der Stadt.

Wir durchqueren die Stadt und nehmen die steile, teilweise enge Serpentinenstraße hinauf zum Campingplatz Azilan.35°10′32.54″N 05°15′59.83″W. Der Platz liegt auf 700 m Höhe. Wir suchen uns einen einigermaßen schattigen Platz und warten darauf, dass die Hitze am Abend nachläßt.

Am nächsten Tag ist es deutlich kühler und wir gehen die steile Straße hinunter in die Medina. Die Altstadthäuser sind alle in den verschiedensten Blautönen bemalt.

Im Ramadan bleiben die Leute nachts lange auf und sind am nächsten Tag entsprechend müde. Wer kann, arbeitet zu dieser Zeit gar nicht oder nur ein paar Stunden am Tag. Dieser Eierverkäufer hat wahrscheinlich in der Nacht nicht viel geschlafen.

Langsam geht unsere Reise zu Ende. Wir fahren daher weiter über Tetouan, die „Weisse Stadt“ (400.000 Einwohner) nach Martil am Mittelmeer.

Martil hat 70.000 Einwohner und wirkt auf den ersten Blick wie eine moderne Retortenstadt europäischer Prägung. Und tatsächlich wurde aus dem einstmals kleinen Fischerort eine Bademetropole. Im Sommer tummelt sich an den kilometerlangen, schönen Sandstränden vorwiegend einheimisches Publikum.

Wir bleiben 2 Nächte auf dem Campingplatz Al Boustane, der mitten zwischen neu gebauten Wohnhäusern 300 m vom Strand entfernt liegt. 35°37′42.19″N 05°16′38.16″W. Der Platz liegt nur 60 km vom Fährhafen Tanger Med entfernt und ist daher ideal zum Übernachten vor der Überfahrt.

Am 15. Mai um Mitternacht geht unsere Fähre nach Barcelona, wo wir ein paar Tage bleiben und Freunde treffen wollen.

So, liebe Freunde, das war sie also, unsere Marokko Tour 2019.

Danke für Euer Interesse und Eure Kommentare. Wir hoffen, dass das eine oder andere Interessante für Euch dabei war. Falls jemand Fragen zu Marokko hat, dann bitte einfach melden. Wir werden uns bemühen, sie so weit wir können zu beantworten.

Liebe Grüsse

Helga und Willi

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Von Tafraoute über Icht und Guelmim nach Sidi Ifni

12. – 20. April 2019

Liebe Freunde,

die Route dieser Etappe führt uns von der Bergwelt rund um Tafroute durch einen spektakulären Canyon in den Süden nach Icht. Danach geht es weiter zum Agadir von Amtoudi und schließlich über die „Wüstenmetropole“ Guelmim an den Atlantik nach Sidi Ifni.

Nach unserer Ankunft in Tafraoute fahren wir zunächst auf den Campingplatz „Granite Rose“ etwas außerhalb der Stadt. Omar empfängt uns wie schon 2013 überschwänglich. Damals im März war der Platz voll, heuer sind wir mit einem 2. Wohnmobil allein. Man merkt auf allen Campingplätzen, dass die Hauptsaison für Camper aus Europa vorbei ist und vor allem die Überwinterer alle schon zuhause sind.

Am Abend gehen wir in die Stadt und dabei am Campingplatz „Les trois palmiers“ vorbei. Gestern war hier eine geführte Wohnmobil-Gruppe, heute ist alles leer – und man kann außerhalb des ummauerten Bereichs wunderbar frei stehen. Strom und Wasser gibts vom Campingplatz. Die Sanitäranlagen können ebenfalls benutzt werden. Man meldet sich auch ganz offiziell beim Campingplatz an. 29°43′18.79″N 08°58′47.63″W.

Wir übersiedeln daher am nächsten Morgen hierher.

Der Platz liegt wirklich sehr idyllisch mit Blick auf die Berge. Täglich kommt eine Ziegenherde vorbei. Helga füttert sie mit Brotresten. Als diese zu Ende sind, hat sie „Erklärungsbedarf“, warum es nichts mehr gibt 😄😄

Die Bergwelt rund um Tafraoute ist beeindruckend. Riesige Felsblöcke, aufgetürmt zu merkwürdigen Gebilden, prägen die Landschaft.

Eine Radtour führt uns mitten hinein in diese steinerne Welt.

Nach ein paar „sandigen Kilometern“ auf einer Piste erreichen wir die „Painted Rocks“. Der belgische Künstler Jean Vérame hat hier 1983 mehrere Tonnen Farbe auf die Steine gepinselt, bis heute eine umstrittene Aktion. Aber für die heimischen Tourismusmanager sind sie nach wie vor eine Attraktion, auch wenn die Farbe, vielleicht vom Künstler sogar so geplant, langsam verblasst.

Was die weitere Strecke in den Süden nach Icht betrifft, so sind wir ein wenig unsicher. In verschiedenen Reisebüchern wird die R 107 noch immer als eine teilweise schwierige, eigentlich nur mit 4×4 zu befahrende Strecke beschrieben. Bekannte haben uns aber erzählt, dass sie gut ausgebaut und problemlos zu befahren sein soll.

Wir beschließen, zunächst einmal bis nach Izerbi zu fahren. Der Ort liegt nicht allzu weit von Tafraoute entfernt. Sollte die weitere Strecke nicht fahrbar sein, so könnten wir ohne großen Aufwand zurück nach Tafraoute. Die Straße bis Izerbi ist gut, wenn auch etwas eng.

In Izerbi fragen wir zwei am Straßenrand sitzende alte Männer nach der „Neuen Straße nach Icht“. Ihren Handzeichen folgend, erreichen wir ein paar Kilometer nach Izerbi eine große Kreuzung mit einer unübersehbar breiten Straße nach Süden. Sie stellt sich als bestens ausgebaute, 2spurig asphaltierte, Straße in ausgezeichnetem Zustand heraus. Die Straße heißt R 107, die später bei Ait-Herbil in die N 12 einmündet.

Hinter Izerbi führt sie zunächst durch staubtrockene Steinwüste mit „Western-Feeling“.

Dieses verstärkt sich noch, als wir völlig unerwartet am Rand eines etwa 400 m tiefen Canyons stehen.

Die Straße führt nun in gut ausgebauten Serpentinen steil bis zum Talgrund. Jetzt können wir uns vorstellen, dass diese Passage, als sie noch Schotterpiste war, für Wohnmobile wie unseres nicht befahrbar war.

Kurz vor dem Oasendorf Igmir ist die neue Straße allerdings abgerutscht. Die Stelle ist aber problemlos passierbar.

Am Talgrund angekommen, führt die R 107 nun an einem ausgetrockneten Flussbett an schönen Oasendörfern entlang bis nach Icht.

In Icht fahren wir auf den „noblen“ Wüstencampingplatz „Borj Biramane“. 2 Franzosen führen diesen liebevoll gestalteten Platz mit gutem Restaurant und kleinem Pool direkt an der Oase. 29°03′31.61″N 08°51′08.01″W. Unter dieser Koordinate steht man genau an diesem Platz mit „privater“ Schirmakazie, die bei weit über 30 Grad willkommenen Schatten spendet. Hinter der Mauer „grast“ eine Kamelherde die Bäume ab.

Ein paar Fotos von diesem kleinen „Wüstenjuwel“

Unser nächste Ziel ist der kleine Ort Amtoudi, westlich von Icht. Die Temperatur steigt auf 36 Grad. Von der Straße aus sieht man mehrere Kamelherden mit hunderten von Tieren durch die Steinwüste ziehen. Manche überqueren die Straße, darunter eine wahre Wüstenschönheit, ein weisses Kamel.

Ein wenig später ein außergewöhnliches Fotoglück. Eine Kamelmutter mit ihrem vielleicht ein paar Tage alten Jungen

In Amtoudi angekommen, fahren wir auf den örtlichen Campingplatz Id Aissa. 29°14′34.68″N 09°11′33.97″W Hoch über dem Ort thront einer der im Süden weit verbreiteten Agadire. Agadire sind historische Speicherburgen, die der halbnomadischen Bevölkerung zur sicheren Aufbewahrung von Wertgegenständen, Lebensmitteln und Urkunden dienten. Viele sind verfallen, aber einige sogar noch in Verwendung. Dieser hier ist hervorragend restauriert und gepflegt. Links im Bild sieht man den Weg, über den die Menschen mit Eseln ihre Wertsachen hinauf transportiert haben – und den auch wir schwitzend erklimmen.

Um den Agadir betreten zu können, benötigt man den „Amir“, einen vertrauenswürdigen „Schlüsselträger“. Am besten, man fragt im Ort nach, ob er oben ist. Wir nehmen uns einen einheimischen Führer, der mit uns hinauf geht und uns durch die Anlage führt.

Hier kommt auch schon der „Amir“

Ein Agadir gehörte allen Familien eines Dorfes. Jede hatte einen kleinen Raum zur Aufbewahrung der Wertgegenstände.

Hier alte Verträge und eine HeiratsurkundeIm Inneren des Agadir

Blick über Amtoudi und über hinaus in die Steinwüste

Am nächsten Tag wandern wir durch die kilometerlange Oase von Amtoudi bis zur Quelle, ihrer Lebensader. Dabei passieren wir einen weiteren hoch auf einem Felsen liegenden Agadir.Die Felswände rücken immer näher zusammen. An den Felswänden wachsen Tropfsteine. Schließlich erreichen wir das Talende. Die Sonne spiegelt sich in den Tümpeln der Quelle. Interessante Steinformationen säumen den Weg. Das Getreide in der Oase ist schon reif.

Unterwegs treffen wir auf eine Frauengruppe, die aus Palmfasern kleine Gegenstände flicht. Wir erstehen fürs Womo ein hübsches Brotkörbchen

Der nächste Tag führt uns über Guelmim bis an die Küste nach Sidi Ifni.

Strassenszene beim Einkaufen in Bou-Izarkan

Stadteinfahrt nach Guelmim, mit über 120.000 Einwohnern eine bedeutende Stadt mitten in einer wüstenhaften Umgebung.

Wir durchqueren die moderne Metropole und sind überrascht von den vielen neuen, modernen Gebäuden. Früher war Guelmim ein bedeutender Markt der großen Karawanen nach Mauretanien und Senegal. Damals kampierten oft über 10.000 Kamele hier.

Die Weiterfahrt führt durch bergiges Gebiet. Wie häufig in Marokko, werden auch hier neue Straßen gebaut. Was wir zunächst für ein Bergwerk halten, stellt sich als Straßenbau heraus.

Bis Sidi Ifni am Atlantik begleiten uns nun endlose Plantagen mit Feigen-Kakteen

In Sidi Ifni fahren wir wie schon 2013 auf den Campingplatz „El Barco“ , direkt am Meer. Jetzt um diese Zeit ist der Platz fast leer. 29°22′58.57″N 10°10′31.67″W

2013 waren wir unter anderem auch am 12 km entfernten Strand von Legzira, berühmt durch seine gigantischen Felsentore. Damals entstand dieses Foto. Was sich seither verändert hat, erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Danke für Euer Interesse und liebe Grüße bis zum nächsten Mal.

Helga und Willi

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Von Agdz über Tata nach Tafraoute

6. – 11. April 2019

Liebe Freunde,

auf dieser Etappe geht es weiter durch die Wüstenlandschaft Südmarokkos, oft nahe an der Grenze zu Algerien, in Richtung Westen

Hier die Karte dazu

Wir verlassen Agdz und fahren durch die typisch marokkanische trockene Berglandschaft, die immer wieder durch fruchtbare Oasendörfer unterbrochen wird.

Die alten, verlassenen Lehmdörfer wirken auf unsere „Touristenaugen“ besonders malerisch.

Kurz vor Foum-Zguid, dort wo bei El Mhamid die aus Osten kommende N12 einmündet, fahren wir auf den Hotelstellplatz Bab Rimal. 30°07′41.24″N 06°52′02.18″W. Der Platz ist vom Feinsten, hat einen erfrischenden Pool und auch sonst alles, was man in der Wüste so braucht. 😄

Die Gelegenheit wird benutzt, das Womo so gut es geht vom Staub der letzten Sandstürme zu befreien.

Auf dem Vorplatz des Hotels werden mehrere LKW hoch beladen, ganz oben mit Matratzen und Teppichen. Es ist die Ausrüstung für mehrere Camps einer Rallye-Veranstaltung, die bis nach Dakhla an die Grenze zu Mauretanien transportiert wird.

Ein Gruppe „Wüstenfahrer“, die mit ihren Quads am Abend angekommen ist, macht sich am Morgen wieder auf den Weg

Und auch bei uns gehts weiter. Die Landschaft ist nun meist flach und staubtrocken mit nur wenig Vegetation. Nur in der Ferne sieht man einige Gebirgszüge.

Hinter der Oasenstadt Tissint hat ein zur Zeit trockener Fluß einen Canyon „gegraben“.

Bald erreichen wir Tata, eine hübsche, lebhafte Kleinstadt am Oued Tata. Es gibt mehrere Campingplätze, die im Winter brechend voll sind. Jetzt sind wir fast alleine hier. Die Stadt ist wegen ihres angenehmen Klimas bei Überwinterern sehr beliebt und hat gute Einkaufsmöglichkeiten. Wir fahren auf den CP Hayat und überqueren dazu den Fluß. Der Platz ist unserer Meinung nach der am schönsten gelegene von allen – mit Blick auf den ganzjährig Wasser führenden Fluß, die alte Kasbah auf einem Hügel und auf die Stadt. 29°44′18.9″N 07°58′39.3″W. In’s Zentrum geht man etwa 15 Minuten.

Im Fluß werden Teppiche gewaschen und zum Trocknen ausgebreitet

Die Häuser der Stadt sind in den typisch südmarokkanischen Farben bemalt

Ein paar Kilometer nordwestlich der Stadt liegt der kleine Ort Agadir Lehne. Man erreicht ihn nach einem gemütlichen Spaziergang durch die Oase.

Hier wachsen auch Granatäpfel- und Affenbrotbäume

Agadir Lehne hat eine Besonderheit bewahrt – eine historische „Wasseruhr“. Das Wasser wird von den Oasen-Bauern stundenweise gekauft. Der Wasserwächter setzt ein leeres Gefäß in einen Wasserbehälter. Das Gefäß hat unten ein Loch und füllt sich dadurch. Ist es voll, sinkt es zu Boden – und die Stunde ist um.

Der Wasserwächter mit Wasseruhr – und Mobiltelefon.😄

Vermutlich hat die Vorführung der Wasseruhr eher musealen Charakter und die „Wasserstunde“ wird ganz einfach mit einer heutigen Uhr gemessen. Aber wie auch immer – sehenswert ist es allemal. Und jedenfalls erfolgt die Wasserverteilung in den Kanälen noch immer von Hand. Die Wasserwächter öffnen und verschließen die Zuflüsse zu den Feldern wie eh und je durch Entfernen oder Aufschütten lehmiger Erde an den Kreuzungspunkten der Kanäle.

Auf dem Rückweg durch die Oase treffen wir auf einen riesigen Friedhof.

Wüstenblumen am Friedhofsrand

Blick auf den alten Ortsteil gegenüber der Stadt

Bunt gekleidete, verschleierte Frauen auf dem Weg zum Markt

Je weiter in den Süden Marokkos man kommt, umso mehr Frauen sieht man tief verschleiert – viele einfach in Schwarz, viele aber auch in bunten Farben.

Wie schon am Tag zuvor können wir nicht an einem kleinen Laden vorbei, in dem gerade frische „Bauernkrapfen“ (Hefeteig-Ringe auf Österreichisch) in Öl schwimmend gebacken werden, das Stück für 2 Cent.

Es gefällt uns in Tata. Aber wir wollen weiter nach Tafraoute.

Zunächst fahren wir durch das Tata-Tal nordwestlich in Richtung Igherm. Die gute, neu asphaltierte Straße führt durch eine bizarre Gebirgslandschaft mit seltsamen Felsformationen.

Manchmal sieht man in der Ferne Nomadenzelte. ……..

….. und in der Nähe Frauen, die unglaubliche Lasten schleppen

Wir durchqueren den alten Ortskern von Tagmout.

Gleich danach finden wie die Gite Tagmout, ein kleines einfaches Hotel. Der Parkplatz für Wohnmobile liegt gegenüber auf der anderen Straßenseite an der Oase. Für 4 € kann man hier übernachten.

Das Hotel ist klein und wirkt ein wenig wie ein Privathaus. Im ersten Stock gibt es eine hübsch eingerichtete Terrasse, auf der man gut essen kann.

Gegen Abend machen wir einen Spaziergang durch die Oase bis zur 4 km entfernten Quelle. Dabei treffen wir auf unzählige dieser hübschen etwa 5 cm langen Käfer, die sich auch in Massen auf der Straße aufhalten und dort überfahren werden.

Turm mit dem Freiheitszeichen der Berber

Rückkehr von den Feldern ins Dorf

Die Oasenquelle läuft in mehrere gemauerte Becken, die gerade saniert werden.

Fussballplatz mit einem Esel vorm Tor 😄

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Igherm und dann weiter nach Tafraoute. War die Straße bis Tagmout gut und breit, so wird es jetzt zunehmender enger.

Immer steiler zieht sie in teils einspurigen Serpentinen den Berg hinauf.

Zum Glück hatten auf der ganzen vielleicht 20 km langen Strecke keinen Gegenverkehr. Sonst wäre es in manchen Kurven schon eng geworden. Oben – auf 1700 m – geht es dann leicht hügelig weiter bis Igherm.

Hier sieht man die für viele Gegenden Südmarokkos typischen Terrassenfelder.

Nach einem kurzen Einkaufstopp in Igherm fahren wir durch die hoch gelegene Berg- und Hügelandschaft weiter bis Tafroute.

Plakat von König Mohammed VI.

Durch das Ammeln-Tal erreichen wir schließlich das mitten in einer märchenhaften Felslandschaft liegende Tafraoute, doch dazu mehr bei nächstenmal.

Denn so wie diese Bäuerin beenden auch wir für heute unser Tagwerk 😄

Liebe Grüße

Helga und Willi

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Vom Erg Chebbi nach M‘hamid und weiter nach Agdz

27. März bis 5. April 2019

Liebe Freunde,

die nächste Tour führt uns von einer Sandwüste in die nächste – vom Erg Chebbi nach M’hamid. Anschließend fahren wir über Zagora durch das breite Oasental des Flusses Draa bis nach Agdz.

Vorerst aber bleiben wir einmal 1 Woche auf dem netten Hotelcampingplatz Haven La Chance in Hassi Labied kurz vor Merzouga. Abgesehen von einem kleinen Nachtgewitter mit Sturm und einem stark bewölkten, regnerischen Ruhetag danach ist das Wetter prächtig. Auch den Blick vom Wohnmobil auf die Dünen kann man sich nicht besser vorstellen.

In der ersten Nacht schaltet unser Automatik-Kühlschrank ständig zwischen Gas- und Strombetrieb hin und her. Der Grund: Es gibt in Marokko Gegenden mit starken Stromschwankungen. Immer, wenn die Spannung abfällt, schaltet der Kühlschrank um.

Unser Nachbar hat für diesen Zweck einen Spannungsstabilisator, den es in einem kleinen Laden vor dem Souk von Rissani zu kaufen gibt. Für alle, die sich so ein Gerät anschaffen wollen: es kostet hier 50 € und sieht so aus:

Nachdem wir schon mehrmals in Griechenland das gleiche Problem hatten, fahren wir nach Rissani und holen uns so ein Gerät. Nach der Inbetriebnahme wird die Spannung konstant bei 220 Volt gehalten, obwohl der Strom aus dem Netz teilweise auf 150 Volt absinkt.

Am nächsten Morgen stehen schon früh die ersten „Sonnenanbeter“ auf den Dünen und warten auf den Sonnenaufgang.

Nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt gibt es ein Naturphänomen zu bestaunen, einen um diese Zeit gut gefüllten „Zeitsee“. Schon 2013 hatten wir das Glück, dass er Wasser hatte. Oft ist er jahrelang ausgetrocknet. Mit den Rädern fahren über wir die etwas holprige Piste und werden mit einem Blick auf die weite Wasserfläche mit Flamingos und anderen Wasservögeln belohnt – und das mitten in der Wüsste.

Auf der Rückfahrt taucht am Horizont vor der großen Düne von Merzouga ein einsames Kamel auf – wie ein Fotomodell wandert es durch’s Bild.

Besonders in den Abendstunden sind viele Kameltouren unterwegs. Man kann sie einfach auf dem Campingplatz buchen

Unser Nachbar Ecki, ein profunder Kenner selbst der unbekanntesten Winkel Marokkos, gibt mir freundlicher Weise viele Tipps für die kommenden Touren.

Im nahen Ort Hassi Labied gibt es einen großen Laden mit einem seriösen Angebot an Handwerksartikeln, die von Berbern, teilweis Nomaden, angefertigt werden. Wir kaufen einiges ein, darunter eine Djellabah, die traditionelle lange Bekleidung der Marokkaner und 2 leichte Gandoras ohne Kapuze.

Der freundliche, engagierte „Platzwart“ Hassan kümmert sich um alles, was die Gäste brauchen. Er spricht ausgezeichnet Deutsch. Wer das Buch „Mit dem Wohnmobil nach Marokko“ von Friedrich und Toshiko Riehl aus dem Womo Verlag hat, sieht dort den jungen Hassan in seiner blauen Berberkleidung abgebildet. Damals hat er noch im Nachbarhotel Kasbah Mohayoud gearbeit. Jetzt ist er meist im Haven La Chance.

Unsere Nachbarn Bronia und Ecki kennen ihn seit Jahren und auch wir schätzen schon nach ein paar Tagen seine Hilfsbereitschaft. Eine besondere Freude für uns vier ist seine Einladung zum freitäglichen Couscous Essen im Haus seiner Familie. Eine gute Gelegenheit für uns, gleich die neue Garderobe auszuführen.

Auf dem Weg zu seinem Haus führt uns Hassan durch eine liebliche Oase, erklärt uns die Art und Weise der Bewirtschaftung und die genau geregelte Wasserverteilung über Kanäle, die die ganze Oase durchziehen.

Hassans großer Empfangssalon im Haus seiner Familie

Seine Schwester und eine der Nichten bei der Fertigstellung des Couscous

Nach dem Essen: Helga und Bronia mit Hassans Schwägerin und den 3 Nichten.Es war ein ganz besonderes Erlebnis, bei dieser freundlichen Familie zu Gast zu sein und wir bedanken uns nochmals herzlich dafür. Falls sich jemand mit Hassan in Verbindung setzen möchte, hier seine Visitenkarte und ein aktuelles Foto

Der letzte Tag am Erg Chebbi ist wieder sonnig. Langsam heißt es Abschied nehmen. Gestern sind noch Beate und Hansjörg, 2 Bekannte von der Fähre, angekommen. Gemeinsam mit Bronia, Ecki und Hassan sitzen wir noch lange vor den Womos. Ich habe die Gitarre dabei und so bleibt es nicht aus, dass wir ein paar „alte Hadern“ (wie wir in Österreich sagen) zum besten geben. Es geht dabei ziemlich lustig zu.

Am nächsten Morgen machen wir uns nach einer Woche an den Dünen wieder auf den Weg. Wir fahren heute 200 km über Rissani und Alnif bis kurz nach Tazzarine. Der Großteil der Strecke führt durch staubtrockene Steinwüste mit spärlicher Vegetation.

Kurz nach Tazzarine biegen wir links ab zum „Nobelcamping-Hotel“ Camp Serdrar. Von der Hauptstraße sind es 6 km, davon die letzten 3 auf einer Piste. 30°43′19.08″N 05°28′33.16″W. 8 € pro Nacht inkl. Strom. Wasser am Womo. Saubere, moderne Sanitäranlage, schöner Hotelgarten, gutes Restaurant.

Nach unser Ankunft die Überraschung: 2 weitere Bekannte von der Fähre, Monika und Manfred, sind hier. Wir werden sie auf der Weiterreise noch mehrmals unabgesprochen treffen – ein Wohnmobilphänomen, das wir seit Jahren immer wieder erleben. Nach längerem Abstand läuft man plötzlich wieder jemandem über den Weg, den man schon einmal oder mehrmals getroffen hat. Wir freuen uns jedenfalls sehr.

In Rissani haben wir einen neuen marokkanischen Kunststoffteppich gekauft, weil uns den 2013 erstandenen in Griechenland ein kleines Hundchen zerbissen hat. Diese Teppiche gibt es nur in Marokko, man kann sie sich auf Maß zuschneiden lassen. Auf dem Souk zahlt man für 5 x 2 m nur rund 15 €. Das Material ist so stark, dass man barfuß kaum ein Steinchen durch spürt. Regen und Sand verschwinden einfach durch den Teppich. Da die Enden nach dem Abschneiden nicht recht sauber geknüpft sind, werden sie von Helga nachbearbeitet.

Gegen Abend kommt eine Gruppe französischer „Rallye-Fahrer“, die mit ihren kleinen Citroëns eine geführte Offroad Tour fahren.

Einer hat sogar ein „Sandboard“ zum Dünensurfen auf dem Dach.

Abgesehen vom Komfort des Platzes gibt es noch einen Grund, hierher zu kommen. Ein paar Kilometer zu Fuß oder mit dem Rad durch die Steinwüste – und man steht mitten in einem Fossilienparadies. Jeder zweite Stein, den man aufhebt, hat millionen Jahre alte Einschlüsse in den verschiedensten Formen. Der Weg mit dem Rad ist etwas holprig, aber es lohnt sich.

Im Garten des Camp SerdrarGemütliches Nachtlager im gemauerten Berberzelt.

Tajine zum Abendessen im Zelt-Restaurant

Es geht weiter in den Süden – von Tazzarine über Zagora in das Wüstenstädtchen M’Hamid. Bald wird es richtig heiß. Zu Mittag erreicht das Thermometer 36 Grad.

Schirmakazien in der Steinwüste.

Die alten Dörfer verfallen. Daneben entstehen moderne neue Siedlungen. Die Erhaltung der alten Lehmbauten ist hier niemandem ein Anliegen. Die Leute sind froh, in gemauerten Häusern leben zu können.

Berberfriedhof mit einigen neuen Gräbern. Die „Grabsteinchen“ tragen keine Aufschriften und verschwinden mit der Zeit – so wie die, für die sie in die Erde gesteckt wurden.

Wer nicht zu den „privilegierten“ Eselbesitzern zählt, schleppt seine Last selbst nach Hause.

Kleine Oasen zeugen von spärlichen Wasservorkommen

Autoreifen markieren Haus- und Ortszufahrten in der endlosen Landschaft

Achtung Haustiere

Kurz vor Zagora sieht man der Ferne eine nebelartige Wolke. Hier kann das nur ein Sandsturm sein

In Zagora bläst der Sturm schon kräftig. Wir wollten hier auf einem der schönen Campingplätze in der Palmenoase bleiben und morgen nach M’hamid weiterfahren. Dort findet am Wochenende ein internationales Berber-Musikfest statt. Wegen des starken Windes und der Hoffnung, dass es im Süden besser wird, fahren wir nach einem kurzen Einkauf im Souk weiter.

Leider stellt sich heraus, dass der Sandsturm immer stärker wird, je weiter südlich wir kommen.

Mit Matten aus Palmwedeln versucht man, die „Wüste“ aufzuhalten.

In M’hamid fahren wir auf den Campingplatz El Khaima. Der Platz ist einfach, aber sehr nett. Gleich nach Ankunft wird uns vor dem Womo ein Teppich ausgerollt und mit Steinen beschwert. 29°49′15.22″N 05°43′17.85″W. Obwohl der Platz mit einer Mauer umgeben ist, kann diese den Sand nicht aufhalten. Erst spät am Abend läßt der Wind ein wenig nach.

Wir machen noch einen Spaziergang in die Stadt. Hier ein paar Eindrücke vom „sandigen Ende der Welt“.

Für die nächsten Tage ist eine weitere Zunahme des Sandsturms vorhergesagt. Wir beschließen daher, wieder nach Zagora und weiter nach Agdz zu fahren.

Die Straße führt kurz nach M’hamid über einen kleinen Paß ………….

….. mit prächtigem Blick auf die trockene Ebene, durchzogen von einem ebenso trockenen Flussbett.

Gleich nach Zagora steigt die Straße an und man hat eine schöne Aussicht auf die große Oase.

Die Straße zwischen Zagora und Agdz ist nagelneu ausgebaut und hat sogar Streifen für Fahrräder und Esel. Sie führt durch moderne Dörfer ….

…… und vorbei an alten Ksour (ummauerte Lehmdörfer)

Wie man sieht, leistet der „Eselstreifen“ gute Dienste

In Agdz angekommen, fahren wir wie schon 2013 (siehe dort) auf den Camping Kasbah Palmeraie. 30°42′43.33″N 06°26′44.18″W. Im Hintergrund die restaurierte Kasbah eines ehemaligen Regionalfürsten, die besichtigt werden kann. Der Platz ist groß und man kann schön unter Palmen stehen. Die Sanitäranlagen sind recht einfach.

Der Platzbetreiber informiert uns, dass morgen Freitag ab 16 Uhr ein internationales Jugendmusikfestival direkt auf dem Platz stattfindet. Die Bühne dafür ist schon aufgebaut.

Vorher machen wir noch einen ausgedehnten Spaziergang durch die Palmenoase bis zum Flußbett des Draa.

Neben der Kasbah liegt das alte, verlassen Lehmdorf

Die Oase ist äußerst fruchtbar. Das Getreide steht schon hoch

Ein alter Brunnen, der früher zur Wasserversorgung des Dorfes gedient hat.

In der Kasbah studieren Architekturstudenten die alte Lehmbauweise. Dieses von Deutschen unterstützte Projekt soll einerseits dazu dienen, ein Bewusstsein für die Schönheit der alten Architektur zu bilden – und andererseits die Technik der Bauweise nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

…. und wieder ein Essensfoto 😄 vom Mittagessen auf dem Platz von Agdz.

Markt in Agdz

Der Hausberg von Agdz mit dem Hotel „Sandrose“

Am Nachmittag treffen die ersten Musikgruppen mit kleinen Bussen ein und beginnen, sich warm zu trommeln und zu tanzen. Die Musik klingt weniger orientalisch als vielmehr afrikanisch.

Vorher bekommt jeder noch eine weißes Stirnband gewickelt.

Die Trommeln werden am offenen Feuer zur Klangverbesserung getrocknet.

Die Trommel im Vordergrund wurde am Vormittag mit frischer Kuhhaut bezogen. Die noch vorhandenen Fleischreste sind ein Festmahl für die Fliegen, die der „strenge“ Geruch anlockt. 😄

Später am Abend geht es dann los. Nach mehreren Ansprachen ist das Festival eröffnet.

Die Kinder freuen sich über einen Popcorn Stand, das einzige „Vergnügen“ neben der Musik. Sonst gibt es nichts. Jeder bringt seine, natürlich alkoholfreien, Getränke selber mit.

Und nach der marokkanischen Hymne gibts kein Halten mehr.

Bis gegen 22.00 Uhr wird getrommelt, gesungen und getanzt. Dann steigen alle wieder in ihre Busse – denn morgen geht das Fest weiter.

Auch wir fahren morgen wieder los – zunächst über Foum-Zguid nach Tata und dann über Igherm nach Tafraoute.

Mehr dazu im nächsten Reisebericht. Bis bald und liebe Grüße.

Helga und Willi

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Von Meknes zu den Sahara Dünen des Erg Chebbi

Liebe Freunde,

dieses Mal berichten wir über eine Tour, die uns durch den Mittleren Atlas über mehrere Pässe bis auf 2200 m Höhe hinauf führt. Danach wird die Gegend zunehmend trockener und erinnert mit ihren rostroten Bergen und ihren Canyons an die Trockengebiete im Südwesten der USA. Später – im fruchtbaren Tal des „Ziz“ – reiht sich Dorf an Dorf. Die Oasen am Fluß bieten zahlreichen Menschen eine Lebensmöglichkeit. Hinter der sehenswerten Stadt Rissani durchquert man eine flache Steinwüste. In der Ferne sieht man schon die lang gestreckten Dünen des Erg Chebbi, die Ausläufer der Sahara unweit der Grenze zu Algerien.

Hier die Karte dieser Etappe mit den Übernachtungsplätzen

Bevor wir Meknes verlassen, wollen wir noch unsere Wein- und Biervorräte auffüllen. Nachdem es in den Märkten von Marjane keine alkoholischen Getränke mehr gibt, fahren wir zum Acima Markt. Entgegen anders lautender Informationen gibt es auch hier weder Bier noch Wein. Also weiter zu Atacadao am Stadtrand (33°51′05.97″N 05°33′59.31″W) . Auch hier werden wir zunächst nicht fündig. Auf unsere Frage hin führt uns jemand aus dem Markt hinaus und am Gebäude entlang zu einer kleinen fast versteckten Tür mit der Aufschrift „Cave“. Hier gibt es das Gesuchte in Hülle und Fülle, und das zu äußerst günstigen Preisen. Ein Liter Weisswein aus Meknes kostet ca. 3 €, die 0.7 Liter Flaschen etwa 6 €.

Nach dem Einkauf fahren wir weiter südwärts bis Azrou. Gleich nach Meknes sehen wir die ausgedehnten Weinfelder, auf denen der sehr gute marokkanische Wein wächst.

Beim letzten Besuch trafen wir einen älteren Marokkaner, der den heimischen Wein über alle Maßen lobte. Auf unsere Frage, wie er es denn mit dem Verbot, als Moslem Wein zu trinken, hielte, antwortete er augenzwinkernd: „Der Tag gehört Allah, die Nacht gehört mir“. 😄

An einer Polizeikontrollstelle werden wir angehalten. Der Polizist reicht mir seine Hand durchs Fenster, fragt uns freundlich wie es uns geht und ob alles in Ordnung ist. Ein Beispiel, wie sehr auch das offizielle Marokko Touristen willkommen heißt.

Bald führt die gut ausgebaute Straße bergauf und erreicht schließlich das auf 1500 m Höhe liegende Städtchen Azrou. Wir waren schon 2013 hier auf dem netten Campingplatz Amazigh. 33°26′57.47″N 05°10′13.59″W Die Stellplätze liegen zwischen blühenden Kirschbäumen. Leider ist der freundliche Besitzer Hassan voriges Jahr verstorben, aber seine Nachfolger bemühen sich sehr, den Platz gut weiter zu führen.

Am nächsten Tag fahren wir von Azrou nach Midelt und durchqueren dabei das Mittlere Atlasgebirge. Gleich hinter Azrou steigt die Straße kräftig an und führt durch Wälder von Steineichen und uralten, mächtigen Zedern.

Bald erreicht man einen Großparkplatz an einem Schilift. Hier leben kleine Berberäffchen, die von den Touristen gefüttert werden.

Die hoch gelegene Landschaft wird nun karg und wüstenartig, aber immer wieder gibt es kleine Bäche und Tümpel, die Feldwirtschaft und Obstbau ermöglichen

Wir durchqueren die Hochebene auf 2000 m Seehöhe, die von unzähligen Schafherden beweidet wird. Die kleinen Ansiedlungen bestehen oft nur aus Wellblechhütten. Bald ändert sich die Landschaft. Die Steine sehen aus wie aus Lava. Und tatsächlich liegt hier altes Vulkanland. Eine Reihe von Kraterseen gibt Zeugnis davon. Einen davon, den Aguelmame de Sidi-Ali, erreicht man über einen auch mit dem Wohnmobil befahrbaren ehemals asphaltierte Zufahrtsweg.

Die Straße führt weiter über den Col de Zad auf 2.200 m Seehöhe

Auf dem Parkplatz der Passhöhe leben einige verwilderte, aber freundliche Hunde und warten auf Futter.

Vor Midelt sieht man in der Ferne die bis 3200 m hohen Berge des östlichen Hohen Atlas.

In Midelt gibt es einen großen städtischen Campingplatz. 32°40′39.86″N 04°44′15.09″W. Der Platz ist einfach, der Betreiber sehr freundlich. 9 € inkl. Strom. Nach einem kurzen Spaziergang erreicht man das Zentrum mit einem Acima Supermarkt. Wir folgen einer Empfehlung, das wertvolle Arganöl nicht bei Straßenhändlern sondern im Supermarkt zu kaufen. Hier ist man sicher, reines Arganöl zu bekommen und nicht vielleicht durch Olivenöl „gestrecktes“. Das Öl kostet zwar 40 € pro Liter, aber die Qualität passt.

Der nächste Tag führt uns von Midelt in das Tal des Flusses „Ziz“. Nachdem wir gestern 2 Pässe überquert haben, wartet heute nur noch einer auf uns. Wieder geht es auf 1950 m Höhe hinauf

Bei Rich erreichen wir schließlich den „Ziz“. Entlang des Flusses zieht sich eine fast durchgehende fruchtbare Oasenlandschaft bis weit in den Süden. Der Ziz ist die Lebensgrundlage der Menschen bis in die Trockengebiete südlich von Er-Rachidia, Erfoud und Rissani.

Kunstvoll mit Stroh beladener Lastwagen

Der Ziz durchquert einen Canyon, in dem sich der Campingplatz Kasbah Hotel Camping Jurassique befindet. Es ist regnerisch und kühl. Wir bleiben zwei Nächte und warten auf besseres Wetter. Der Platz liegt auf: 32°09′13.85″N 04°22′31.26″W.

Im Restaurant gibt es heute Tajine mit Kafta (Fleischbällchen) und Ei – für 9 € pro Person inklusive marokkanischem Salat, Oliven, Pommes frites, Brot, Wasser, einem Yoghurt, einem Erdbeersalat, einer Orange, einem Apfel und einer Banane.

Am 25. 3. scheint wieder die Sonne und wir fahren weiter durch das Ziz Tal bis Erfoud. Außerhalb der Oasen erinnert die Landschaft mit ihren rostroten Bergen an die trockenen Gebiete im Südwesten der USA.

Bewohnte und nicht mehr bewohnte Dörfer in traditioneller Lehmbauweise an der Straße nach Er-Rachidia

5 km vor Erfoud übernachten wir auf dem CP Chez Karla. Der Platz ist sehr gepflegt und bietet schöne, großzügige Stellplätze unter Palmen. 31°28′33.68″N 04°12′59.31″W.

Spaziergang entlang der Oase bis zum kleinen Ort Maadid. Die Oase ist gut bewässert.

Das Stadttor von Rissani

Die letzten 30 km vor der Sahara – von Rissani zum Erg Chebbi und nach Merzouga

Nachdem uns einige Campingplätze in Merzouga nicht gefallen haben, fahren wir zurück zum Erg Chebbi. Neben dem kleinen Ort Hassilabiad liegen mehrere große Hotels mit Campingmöglichkeit. Wir entscheiden uns wie schon 2013 für das Hotel Haven La Chance. 31°08′02.22″N 04°01′07.51″W. Seit 2013 hat sich viel geändert. Hinter dem Hotel an den Dünen wurden zahlreiche Palmen gepflanzt und ein riesiger Wohnmobilstellplatz angelegt. Es ist Platz für eine große Menge Wohnmobile. Zur Zeit sind aber nur ein paar wenige hier.

Besser gehts nicht: Blick vom Wohnmobil auf die Dünen 😄

Liebe Freunde, so viel für heute. Über unsere Zeit am Erg Chebbi und die Weiterreise berichten wir beim nächsten Mal.

Liebe Grüsse

Helga und Willi

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Von Tanger nach Meknes

Liebe Freunde unserer Reiseberichte,

herzlich willkommen zu unserer Marokko Tour 2019, die wir am 12. März mit der Anreise von Österreich nach Genua begonnen haben. Von Genua aus haben wir eine Fähre nach Tanger gebucht.

Nach einer Übernachtung am Gardasee auf dem offiziellen Stellplatz (mit V/E und Strom, 45°28′04.26″N 10°45′02″E) in Colà, einem kleinen Thermalort wenigeKilometer von der Autobahn, fahren wir am nächsten Tag bis Rapallo 36 km östlich von Genua und übernachten auf dem CP Rapallo (44°21′25.51″N 09°11′58.4″E). Nachdem wir morgen um 9 Uhr im Hafen sein wollen und nicht wissen, wie sich der Einsturz der Autobahnbrücke westlich des Hafens auf den Morgenverkehr auswirkt, haben wir uns für diesen Platz östlich entschieden. Es gäbe in Rapallo auch den noch näher an der Autobahn liegenden CP Miraflores (44°21′29.02″N 09°12′35.96″E) als Alternative.

Am nächsten Morgen starten wir gegen 8 Uhr vom Campingplatz aus zum Hafen und sind trotz viel Verkehrs um 9 Uhr da. Wir sind fast die ersten beim Check-In und der Passkontrolle. Dann heißt es warten, bis pünktlich um 13.10 die Fähre ablegt.

Wir freuen uns mit Euch auf die nächsten 2 Monate in Marokko 😄

Die marokkanischen Einreiseformalitäten können schon auf dem Schiff in einem großen Konferenzsaal erledigt werden.

Der Aufenthalt an Bord ist sehr angenehm. Wir haben eine Außenkabine inkl. Essenspaket gebucht (inkl. kostenloser Stornomöglichkeit um 707 €).

Nach einem Zwischenstopp in Barcelona erreichen wir pünktlich um 12.00 Tanger.

Vorher passieren wir noch den Felsen von Gibraltar

Einfahrt in den Hafen Tanger Med rund 60 km östlich von Tanger

Die Einreise nach Marokko ist völlig problemlos. Passkontrolle und Kontrolle der auf dem Schiff ausgefüllten Papiere, unter anderem für die temporäre Einfuhr des Wohnmobils, sind gleich erledigt. Unsere mitgebrachten Wein- und Biervorräte interessieren niemanden.

Hier nun zunächst ein paar Karten. Einmal zur Info die Karte unserer Tour von 2013Zu dieser Tour gibt es Reiseberichte unter 2013 Marokko, Portugal, Spanien, Frankreich

Hier die Karte der im folgenden beschriebenen Tour „2019 Marokko“ Etappe 1 – Von Tanger nach Meknes

So schnell wie sonst nie sind wir von der Fähre – wir sind dieses Mal fast die ersten an der Schiffsausfahrt.

Auf der Autobahn geht es ca. 30 km bis zur ersten großen Tankstelle. Dort tanken wir um rund 90 Cent pro Liter und können auch gleich Euro in Dirham tauschen – zum Kurs von 1:10. Das ist etwas schlechter als auf der Bank, aber sehr bequem.

So ausgerüstet, fahren wir zum großen Marjane Einkaufszentrum im Westen von Tanger. Dort gibt es gleich links beim Eingang die Shops der marokkanischen Telefonbetreiber und man kann dort problemlos Wertkarten für Telefon und Internet kaufen. Es gibt sowohl Maroc Telekom wie auch INWI und ORANGE. Ich habe mir schon zu Hause eine 10 GB Datenkarte, gültig 1 Monat, von Orange via Internet bestellt und dafür über 50 € bezahlt. Die Datenkarte für Helga, die wir hier kaufen, kostet ca. 25 €, gilt für 2 Monate und bietet über 60 GB!!! (Zur Qualität von Orange können wir nur Gutes sagen. Sie hat bisher bis Südmarokko gut funktioniert)

Es ist noch früher Nachmittag und so fahren wir weiter bis zur sehenswerten Stadt Asilah westlich von Tanger am Atlantik. Dort checken wir auf dem Campingplatz Asaada ein. (N-35-28-18. W-5-56-39)

Auf der Fähre haben wir ein nettes Ehepaar aus Freiburg, Beate und Hansjörg, kennengelernt, das ebenfalls auf dem Platz ist. Gemeinsam gehen wir in das gegenüberliegende Restaurant zu einem ersten marokkanischen Abendessen: Tajine mit Rindfleisch und Gemüse 👍

Am nächsten Morgen besuchen wir die sehenswerte Altstadt und den Markt von Asilah.

Die Strandpromenade entlang ist man in kurzer Zeit vom Campingplatz in der Stadt. Asilah ist stark auf Tourismus ausgerichtet. Die Medina (Altstadt) ist voll von Zeugnissen künstlerischer Aktivitäten. Skulpturen und bemalte Hauswände entstanden im Rahmen von Künstlerfesten und zieren die ruhigen Gassen.

Dieses nicht von Künstlern sondern von der Natur geformte „Kunstwerk“ finden wir im Sand vor der Stadtmauer 😄

Die Stadtmauer der Medina von Asilah

Farbenfrohes Kunsthandwerk für die Besucher der Stadt

An der Hafeneinfahrt warten die „Caleches“ zur Stadtrundfahrt

Außerhalb der Mauern der Medina pulsiert „das wahre Leben“. Geschätzte 1000 m lang ist der Lebensmittel- und Haushaltsmarkt auf der Einkaufsstraße. Hier ein paar Eindrücke davon

Am nächsten Morgen (18.3.2019) fahren wir weiter südwärts. Unser heutiges Ziel ist die Stadt Ouezzane.

Unweit von Asilah besuchen wir den „Cromlech von Msoura“ (N-35-24-16. W-5-56-39). Der Steinkreis mit 167 Steinen gehört zu den seltenen Resten einer 7000 Jahre alten Megalithkultur in Marokko. Ein einziger Menhir ist stehen geblieben.

Die Fahrt führt weiter über Larache und Ksar el Kebir durch intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet nach Ouezzane. Dort übernachten wir ein paar Kilometer südlich der Stadt auf dem Hotelkomplex Motel Rif. (N-34-46-23. W-5.32.43) 10 € inkl. Strom und V/E. Gutes Essen im Restaurant. Die Pools werden gerade gefüllt. Die vorbeiführende Straße ist etwas laut, aber nachts fährt kaum jemand.

Am nächsten Morgen wieder wolkenloses Wetter. Bis kurz vor Meknes führt die Straße durch saftig grüne Hügellandschaften und breite Flußtäler mit Olivengärten, Orangenplantagen und Korkeichenwäldern. Die Getreidefelder sind teils riesig. Es dürfte Großgrundbesitzer geben, denn die Behausungen der Bewohner links und rechts der Straße sind oft nur ärmliche Wellblechhütten. Unwahrscheinlich, dass den Leuten diese Felder gehören.

Wegen der nahen Flüsse gibt es fast bis Meknes starken Nebel. Vor uns die erste Nebelwand

Vor Meknes führt die Straße auf eine Hochebene – und ab hier scheint wieder die Sonne.

Bald kommen wir zur weitläufigen römischen Ausgrabungsstätte Volubilis, die schon von der Straße aus beeindruckend ist.

Obwohl wir schon 2013 hier waren, statten wir ihr einen weiteren Besuch ab.

Es wird langsam Abend. Wir wollten eigentlich bis Meknes fahren, aber ganz in der Nähe bei Moulay Idriss gibt es den netten, liebevoll gepflegten Campingplatz Belle Vue. Er liegt mitten in einem blühenden Garten. Die Sanitäranlagen sind einfach, aber in Ordnung. Es gibt eine V/E Möglichkeit und Strom. (N-34-0-54. W-5-33-44)

Am nächsten Tag geht es nun die letzten 23 km bis Meknes. Wir haben 2013 schon alle großen Städte Marokkos besucht, so auch diese. Weil es uns damals in Meknes so gut gefallen hat und weil es bequemerweise direkt neben der Medina 2 bewachte Stellplätze gibt, wollen wir der Stadt nochmals einen Besuch abstatten.

An der Straße steht dieser riesige Funkmast voller Storchennester. Ob hier wohl noch Funksignale durchkommen 😄

In Meknes entscheiden uns dieses Mal für den Stellplatz beim mitten in der Stadt gelegenen königlichen Golfplatz. N-33-53-25. W-5-33-51. Der Platz ist mit PKWs voll geparkt. Aber der Parkwächter empfängt uns freundlich und fragt, ob wir hier schlafen wollen. Dann fährt er einige PKW weg und weist uns ein. Für 5 € kann man hier gut die Nacht über stehen – und es sind keine 10 Minuten bis zum berühmten Tor Bab Mansour und zur Altstadt mit ihren ausgedehnten Souks. Gegen Abend kommen noch ein paar Wohnmobile dazu.

Etwas unterhalb des Bab Mansour gibt es noch einen weiteren Stellplatz auf N-33-53-25. W-5-33-57, auf dem wir vor 6 Jahren gestanden sind. Auch dort stehen heute mehrere Wohnmobile und es ist auch nicht weit in die Altstadt.

Am Nachmittag besuchen wir die sehr angenehme Medina. Man kann völlig unbehelligt von Händlern durch die engen Gassen schlendern und die Atmosphäre geniessen. Meknes ist in dieser Hinsicht deutlich angenehmer als die nahe gelegene Großstadt Fes und ein Lieblingsort für uns in Marokko.

Auf dem großen Platz vor der Medina mit dem berühmten Stadttor Bab Mansour

Wegen eines alten Gesetzes, das übrigens laut Reiseführer von den damals ein Protektorat über Marokko ausübenden Franzosen eingeführt wurde, darf man in Marokko mit wenigen Ausnahmen als Nichtmoslem keine Mosche betreten. Als „Ersatz“ dafür kann man jedoch die in den großen Medinas anzutreffenden mittelalterlichen Koranschulen (Medersas) besuchen und die fantastische Ornamentik der Fassaden bewundern.

Die Medersa in der Medina von Meknes war noch bis in die 60er Jahre des 20. Jhdts. in Verwendung. Man kann die kleinen Zimmer der Studenten im ersten Stock besuchen und auf die Aussichtsterrasse hinaufsteigen. Dort hat man einen schönen Blick über die Altstadt.

Morgendlicher Blick vom Wohnmobilfenster auf den großen Platz über dem historischen Gefängnis der Christen – mit Vollmond.

Liebe Freunde, soviel für heute, Morgen, 21.3.2019, fahren wir weiter in den Süden – zunächst von Meknes nach Azrou und dann weiter in das Tal des Flusses Ziz. Dazu mehr im nächsten Bericht.

Danke für Euer Interesse und liebe Grüße

Helga und Willi

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Donaudelta – Schwarzmeerküste – Nord-Ost-Griechenland

17.9. – 29.9.2018

Liebe Freunde,

auf dieser Etappe geht unsere 3-wöchige „Schnuppertour“ durch Rumänien zu Ende. Ein Highlight dabei ist ein Besuch im Donaudelta auf einer frühmorgendlichen Bootstour. Später fahren wir dann an der rumänischen und bulgarischen Schwarzmeerküste entlang und im Dreiländer-Eck „Bulgarien-Türkei-Griechenland“ über die Grenze nach Griechenland.

Von Alexandroupolis im äußersten Osten nehmen wir die Autobahn und fahren bis südlich von Thessaloniki. Warum wir diese wunderschöne Gegend so schnell „durchbrausen“ liegt daran, dass wir schon 2014 längere Zeit hier verbracht haben. Eine Beschreibung der damaligen Touren findet Ihr in unserem Bericht „2014 Griechenland – Der Osten“.

Soviel zur Einleitung und jetzt ein paar Karten für den Überblick:

Unsere bisherige Reise

Ins Donaudelta

An die Schwarzmeerküste und weiter in Richtung Griechenland

Nach Nordost-Griechenland und weiter bis südlich von Thessaloniki

Zur Erinnerung: Am Ende unseres letzten Berichtes waren wir bei den Schlamm-Vulkanen bei Berca. Jetzt geht es weiter ins Donaudelta.

Bei prächtigem Sommerwetter fahren wir zunächst durch flaches Agrarland 150 km bis Braila.

Gemüseeinkauf am Strassenrand

An den rumänischen Bahnübergängen ist Vorsicht angesagt – man überquert sie am besten im Schritttempo

Etwas außerhalb der modernen Stadt Braila liegt der Salzsee Lacul Sarat. Er hat eine fast so hohe Salzkonzentration wie das Tote Meer. Deshalb geht man auch nicht unter und „sitzt“ gemütlich im Wasser. Es gibt einen „Campingplatz“, der ziemlich heruntergekommen ist, aber direkt am See liegt. Für 6,- € inkl. Strom bekommt man auch in Rumänien keinen Superplatz. N-45-12-58. O-27-55-03. Für ein Schlammbad und eine Nacht o.k.

Nebenan liegt – wie erwähnt – der Salzsee. Sein Boden ist mit schwarzem Heil-Schlamm bedeckt, deshalb gibt es in der Umgebung auch einige uralte „Kur-Hotels“. Täglich wird frischer Schlamm aus dem See in kleine Schlammbecken am Ufer geschaufelt. Dort kann man sich ausgiebig bedienen 😄

Schlamm gibt Kraft – und Schwarz soll eigentlich schlank machen. Aber auch das ist nicht mehr so wie in der „guten alten Zeit“😄

Am nächsten Morgen wieder wolkenloses Wetter – ideal für die 120 km Fahrt ins Donaudelta.

Wie fahren durch Braila, eine lebendige Großstadt, die sehr gepflegt und modern wirkt. Überhaupt muss es einmal erwähnt werden. Rumänien ist unglaublich sauber. Man sieht so gut wie keinen Müll neben den Straßen und in Städten und Dörfern herumliegen. An Samstagen sind ganze Putztrupps entlang der Landstraßen zu sehen, die das wenige, das weggeworfen wurde, einsammeln.

Außerhalb von Braila erreichen wir die Donau und die Fähranleger für die kurze Überfahrt. Für die erste Fähre ist unser Wohnmobil zu breit. Wir werden zum nächsten Anleger geschickt, warten eine Viertel Stunde und fahren dann über eine etwas abenteuerliche Rampe aufs Schiff. Auf der Rampe haben wir links und rechts gerade einmal ein paar Zentimeter Platz. Auch auf der Fähre stehen wir eingekeilt zwischen den PKWs. Aber es geht sich alles irgendwie aus und wir erreichen den Fähranleger auf dem gegenüberliegenden Ufer.

Bald erreichen wir die Stadt Tulcea, das „Tor zum Donaudelta“. Eigentlich haben wir eine flache Flußlandschaft erwartet, aber am südlichen Rand des Deltas liegt eine Hügelkette und die Straße führt auf und ab.Das Donaudelta ist das zweitgrößte Flussdelta Europas nach dem Delta der Wolga. Es steht komplett unter Naturschutz. Drei große Arme durchziehen die fast 600 km2 große Wasserlandschaft. Der nördliche Chili-Arm bildet die Grenze zur Ukraine, der mittlere Sulina-Arm führt bis zur Stadt Sulina am Schwarzen Meer und am südlichen „St. Georgs-Arm“ liegt das touristische Zentrum der Delta-Besucher.

Hier, im kleinen Ort Murighiol, befinden sich mehrere Campingplätze. Wir fahren auf den CP Lacu Murighiol, einen gepflegten Wiesenplatz. N-45-02-27. O-29-09-22. 13.50 € inkl. Strom. Der Besitzer fährt selbst mit seinem Boot ins Delta. Es gibt 3 Tour-Varianten: 3 Stunden (ca. 30 km), 5 Stunden und einen ganzen Tag. Wir buchen die 3 Stunden Tour für 100,- €. Er hätte Platz für 6 Personen, dann wäre der Preis pro Person entsprechend niedriger. Andere Anbieter haben auch kürzere, billigere Touren im Programm.

Am nächsten Morgen um 7.00 Uhr geht es los. Wir sind nur zu zweit. Es ist ziemlich kalt. Später sind wir froh, dass wir so früh gestartet sind. Denn bei unserer Rückkehr fahren zahlreiche Boote mit in Bussen angereisten Touristen hinaus. Wenn man so früh dran ist wie wir, ist man noch alleine unterwegs und genießt die Vogelwelt und die Ruhe ringsum umso mehr.

Geradezu mystisch wirkt die Wasserlandschaft bei Nebel und Morgensonne

Wir überqueren riesige Wasserflächen und sind doch nur in einem winzigen Teil des Deltas unterwegs. Unzählige Vögel leben hier. Wir sehen „Rosa Pelikane“, verschiedenste Reiherarten, Rallen, Eisvögel u.v.m.Unser Bootsführer kennt viele versteckte Beobachtungs-Plätze, die er gezielt mit uns anfährt.In Summe sind wir mehr als 3 1/2 Stunden unterwegs und wir können Tour und Bootsfahrer nur bestens empfehlen.

Am nächsten Tag wettermäßig das gleich Bild, nur noch wärmer. Wir fahren heute 130 km entlang der nördlichen Schwarzmeerküste. Die Straße führt am Lacul Razim entlang durch gepflegte kleine Dörfer. Alle haben vor ihren Häusern an der Straße breite Blumenbeete angelegt und pflegen liebevoll ihre Gärten. Die Straße selbst ist gut in Schuss.

Immer wieder begegnen wir Pferdefuhrwerken, die mit Mais beladen unterwegs sind.

Vor Corbu biegen wir links ab an den „wilden Strand“ von Vadu, einen beliebten Platz zum Zelten und frei stehen, mitten in einem Naturschutzgebiet. Die 8 km dorthin sind eine Tortur für Fahrer und Fahrzeug. Die Schlaglöcher erreichen eine bisher nicht erlebte Tiefe. Aber wir wollen in die vom Müller-Reiseführer hochgelobte Cherhana (uriges Fischlokal) Boscana am Strand von Vadu.

Vor dem kleinen Ortszentrum in Vadu sieht man einen der vielen „Lost Places“ in Rumänien. Es ist eine ehemalige Fabrik – wer weiß wofür – und eine der vielen Industrieruinen aus der Ceausescu-Zeit.Die Zufahrt zur Cherhana ist nicht gekennzeichnet, aber es gibt ohnedies nur ein schmales rumpeliges, mehrere Kilometer langes Betonband hinaus an den StrandSchließlich sind wir fast am Ziel. Doch die letzten paar Hundert Meter sind Sandpiste. Helga geht voraus, um den Zustand zu prüfen. Ergebnis: Für unser Wohnmobil ungeeignet. Und außerdem scheint geschlossen zu sein.

Auf der Herfahrt sind wir zum Glück an einem Vertrauen erweckenden großen Restaurant vorbeigefahren, das wir jetzt zum Mittagessen aufsuchen. Es stellt sich als hervorragend heraus, wurde vom Besitzer vor einigen Jahren in altem Baustil errichtet und entschädigt uns voll für den vergeblichen Besuch in der Cherhana.

Am Nachmittag fahren wir weiter bis kurz vor Constanta. In der Stadt Navoradi, kurz davor, wird gebaut auf „Teufel komm raus“. Ein Hotelneubau neben dem anderen, dazwischen ebenso viele Baustellen. Wer hier alles einmal seine Ferien verbringen soll, ist uns schleierhaft. Aber schließlich sind wir kurz vor Mamaia, dem Ferienort der „Reichen und Schönen“ Rumäniens, die sich einen Aufenthalt oder ein Appartement hier leisten können.Wir fahren auf den Campingplatz mit dem kurzen Namen „S“ direkt am Meer. Einfache Anlage. Mit Strom 13 €. N-44-17-03. O-28-37-06

Am nächsten Tag wieder wolkenlos und 30 Grad. Wir fahren durch Mamaia. Hotel reiht sich an Hotel. Dazwischen liegen allerdings größere Grünflächen und Parks, sodass das Ganze nicht so zugebaut wirkt wie mancher Ort an Italiens Adria oder der spanischen Küste. Irgendwie wirkt alles sogar sympathisch.

Kurz vor Constanta biegen wir rechts ab und fahren durch das Top-Weinbaugebiet Murfatlar. Die rumänischen Weine sind übrigens wirklich hervorragend, in Murfatlar selbst finden wir jedoch keine Vinothek zum Einkauf.

Wir fahren noch ein Stück westwärts – nach Adamclisi. Auf dem Weg dorthin fahren wir in Viisoara an einem Weingut vorbei, das einen „Ab-Hof-Verkauf“ mit Verkostung anbietet. Wir nutzen die Gelegenheit und sind so begeistert, dass wir von jeder Weissweinsorte 6 Flaschen zu je 4 € kaufen. Das sind dann immerhin 36 Flaschen und wir müssen in der Womogarage einiges umräumen, um Platz dafür zu schaffen. Es gäbe auch hervorragenden Rotwein, aber wir sind nun einmal Weissweinliebhaber.

Auf unserem Weg überqueren wir den Donau-Schwarzmeer-Kanal, der unter unglaublichen Bedingungen, nachdem sein Bau schon eingestellt war, während des Ceausescu-Regimes fertiggestellt wurde. Viele Arbeiter haben dabei ihr Leben verloren. Der Kanal, der die Fahrzeit von der Donau nach Constanta um ein paar wenige Stunden verkürzt, ist bis heute bei weitem nicht ausgelastet.

Nach Adamclisi „verirren“ sich nur wenige Touristen. Dabei ist die Gegend historisch bedeutsamer Boden. Am Rande einer römischen Stadt hat sich Kaiser Trajan ein 42 m hohes Denkmal errichten lassen. Die ausgegrabenen Originalteile mit sehr gut erhaltenen Bildtafeln lagern im nahen Museum, das Denkmal selbst ist eine Rekonstruktion, die aber nicht weniger beeindruckend ist.

Zurück in Constanta umfahren wir die Stadt im Süden und fahren weiter an der Küste – vorbei an Badeorten wie Saturn und Neptun. Unser Ziel ist Olimp, ein weiterer Badeort mit der weithin bekannten – ebenfalls „reiseführerempfohlenen“ – Cherhana Popasul Pescarilor. Dieses Traditionsrestaurant liegt direkt am Meer und ist stark besucht. Das Essen ist aber auch wirklich vom Feinsten.Am Strand sehen wir zum erstmals eines dieser geschmückten Holztore, die uns später noch mehrmals begegnen werden. Sie werden anläßlich von Hochzeiten vor dem Strandlokal aufgestellt. Die Hochzeitsgäste können sich hineinstellen und zur Erinnerung fotografieren lassen.

Gegen Abend fahren wir noch ein Stück weiter bis kurz vor die Grenze zu Bulgarien. Der Ort hat den seltsam erscheinenden Namen „2 Mai“ – „Zwei Mai“ heißt laut Übersetzungssoftware „2 Mehr“ und nicht „2. Mai“ 😄

Wie immer einmal wieder, führt uns das Navi durch eine extrem enge Gasse, obwohl es eine breite Zufahrt gibt. Der Platz selbst ist äußerst einfach, dafür steht man direkt am Sandstrand ohne Tor und Zaun. Aber es gibt sogar eine gute Waschmaschine und schnelles Gratis-WLAN. 12 € inkl. Strom .Wir bleiben ganze 3 Tage auf diesem freundlichen Plätzchen. Es ist Wochenende und im Restaurant nebenan finden an 2 Abenden Hochzeiten statt. Die Lautstärke hält sich dabei Gottseidank in Grenzen.

Am Montag darauf fahren wir von „2 Mai“ an den Grenzort Vama Veche. An der Grenze können wir unsere rumänischen Lei in bulgarische Lewa tauschen und eine 7 Tage Straßenvignette für 8 € kaufen.

Hier verlassen wir nun Rumänien und es ist an der Zeit, Rückschau zu halten. Wie viele Westeuropäer hatten auch wir so unsere Bedenken und Vorurteile, als wir uns für die Tour durch Rumänien entschieden haben. Anfangs wollten wir sogar „aus Sicherheitsgründen“ mit einem zweiten befreundeten Paar fahren. Die große Anzahl an Wohnmobil-Gruppenreisen zeigt auch, wie unsicher viele gegenüber diesem Land sind. Wir haben in unserem Wohnmobil eine Alarmanlage eingebaut – die wir seit 7 Jahren noch nie eingeschaltet haben. Dieses Mal habe ich sie noch zu Hause in Betrieb genommen und getestet. Man hört ja soviel Negatives über Osteuropa.

Nun – nach 3 1/2 Wochen durch Rumänien – können wir ruhigen Gewissens sagen: Alle Sicherheitsbedenken waren umsonst. Nie hatten wir ein Gefühl der Unsicherheit. Nirgendwo gab es aggressive Bettler. Zu keiner Zeit hatten wir das Gefühl, unser Auto könnte geknackt werden. Zugegeben: Wir haben die Großstädte ausgelassen. Dort mag das Bild vielleicht anders sein. Wer so wie wir hauptsächlich über Land fährt, braucht sich wahrlich keine Sorgen zu machen. Und das Land ist wirklich sehenswert und abwechslungsreich – vom Hochgebirge bis in die weiten Ebenen. Lediglich der Straßenzustand zerrt da und dort an den Nerven. Da heißt es dann halt: Eile mit Weile. Resume: Rumänien ist ein wunderbares Reiseziel und nach individuellem Empfinden ein sehr sicheres Reiseland.

Doch nun zurück an die bulgarische Grenze

Auf guter Straße, die allerdings später auch die eine oder andere Rüttelpassage aufweist, fahren wir anfangs durch eine Landschaft mit riesigen, kilometerlangen Feldern. Später wird es hügeliger.

Vor Varna liegt „Goldstrand“, ein uns aus den 60er Jahren von Ansichtskarten her bekannter und mit Plattenbau-Hotels bebauter Billigstrand. Es soll sich ja einiges geändert haben und so wollen wir am Strand entlang nach Varna fahren.

Was wir nicht wußten: Die Küste hinter den Stränden steigt steil an und erinnert ein wenig an die westliche Riviera in Italien. Jedenfalls werden die Gassen immer enger und wir kommen mit dem Womo kaum durch. Dann ist die Straße auch noch gesperrt und wir suchen und mit einiger Mühe einen Weg hinauf zur Hauptstraße. Von Goldstrand selbst sieht man auf diese Weise allerdings nichts.

Wir durchqueren Varna, (300.000 Einwohner), das auf den ersten Blick gepflegt und modern wirkt. Was man nicht sieht, sind die angeblich in den Vororten existierenden slumartigen Wohnviertel, wo Kinder Kabelisolierungen abbrennen, um an das Kupfer zu kommen.

Die Straße zwischen Varna und Burgas ist stark befahren. Wir durchqueren ausgedehnte Waldgebiete und erreichen schließlich Obzor, einen modernen Badeort mit zahlreichen Hotelneubauten.

In Obzor gibt es den guten Campingplatz „Zora“ auf einer großen Wiese unweit vom Strand. Man steht ruhig auf einer großen Wiese, wenn nicht gerade eine der häufig anzutreffenden geführten Womo-Gruppen anreist. Heute treffen sich hier 15 deutsche Wohnmobile, sodass der Platz ziemlich voll ist. Noch sind nicht alle da.

Es ist extrem heiß. Spät am Abend haben wir noch immer 25 Grad – die große Hitze vor dem Wettersturz.

Beim Abendspaziergang durch ObzorAm nächsten Morgen ist es bewölkt bei nur mehr 13 Grad. Später wird es sonnig, aber es bläst kräftiger Wind.

Wir fahren weiter nach Nesebar, einen uralten, sehenswerten Ort – und ein riesiges Touristenzentrum. Die Stadt liegt am „Sonnenstrand“, einem mit supermodernen Hotels zugebauten 8 Kilometer langen Strandgebiet. Insider sprechen von einer Art „Bulgarischem Ballermann“. Was man in Mallorca nicht mehr haben will – hier ist alles willkommen.

Angeblich besitzen einige wenige Familien der bulgarischen Mafia die Mehrheit der Hotels. Mit ihrem Zuckerbäcker-Baustil erinnern sie auch wirklich an eine Art „Klein-Las-Vegas“, dessen Vorbild ja auch eine Mafia Gründung ist. Hier ein paar Beispiele:

Es gibt nichts, was es nicht gibtIn Burgas (200.000 Einwohner) biegen wir nach Westen ab in Richtung Plovdiv/Sofia. Nach 8 km Rumpelstrecke beginnt die bestens ausgebaute Autobahn – mit fast keinem Verkehr. Man kommt sich vor wie auf einer „Privat-Strecke“. Einzig der starke Nordwind von den Ausläufern des Balkan-Gebirges ist unangenehm.

Bei Stara Zagora verlassen wir die Autobahn und fahren südlich nach Dimitrovgrad. Die Stadt macht einen desolaten Eindruck. Verlassene Fabriken und desolate Wohnblocks vermitteln ein tristes Bild. Die Stadt scheint vor langer Zeit einmal ein florierendes Industriezentrum gewesen zu sein.

Kurz danach erreichen wir die Autobahn in Richtung Istanbul. Hier ist das Verkehrsaufkommen noch geringer. Wir sind fast allein auf dem breiten Asphaltband.

Kurz vor dem Dreiländereck „Bulgarien-Türkei-Griechenland“ fahren wir durch den Ort Harmanli. Er geriet im Vorjahr in die Schlagzeilen, seit immer mehr Flüchtlinge versuchen, den türkischen Grenzfluss Evros zu überqueren und auf diese Weise in die EU zu kommen. In einem Flüchtlingslager in Harmanli mit 2.000 Menschen kam es damals zu Tumulten.

Wir fahren noch einige Kilometer weiter bis in den kleinen Ort Biser auf den Campingplatz Sakar Hills. Er gehört einem Engländer, der uns freundlich empfängt. Außer einem Zeltbewohner sind wir die einzigen Gäste. Der Platz kosten inkl. allem Komfort 14 €. Er ist im Stellplatzführer als „ganzjährig“ ausgewiesen. Heuer schließt der Besitzer allerdings schon Ende September. Er fährt über den Winter nach Australien. Der Platz liegt auf N-41-52-12. O-25-59-29.Nach klarer Nacht ist es am Morgen zwar wolkenlos, es hat aber nur 6 Grad! Und das bei starkem Wind. Wir hören erstmals von Sturm in der Ägäis, der sich in den nächsten Tagen zum Orkan ausweiten soll.

Kurz vor der Grenze nutzen wir noch einmal den günstigen Diesel-Preis in Bulgarien. Um 1 Euro pro Liter werden wir so schnell nicht wieder tanken können. In Griechenland liegt der Preis über 1.40 €.

Nach der griechischen Grenze überrascht uns eine breite, verkehrsarme Straße fast bis Androupoli. Irgendwie fragt man sich schon, warum hier eine 3 – 4 spurige prächtige Straße gebaut wurde – und keiner braucht sie.

Für uns ist jedoch sehr angenehm zu fahren und wir kommen rasch weiter zu unserem heutigen Ziel, Alexandroupoli. Auf dem Weg dorthin besuchen wir in Soufli das Seidenmuseum. In dieser Gegend wurden früher Seidenraupen gezüchtet. Das kleine, feine Museum bewahrt die Erinnerung an diese mühevolle Arbeit.

Anschließend besuchen wir ein 15 km entferntes Naturschutzgebiet, in dem alle 4 in Europa heimischen Geierarten brüten. Auf einer geführten Tour sieht man sie normalerweise alle. Heute ist es jedoch zu stürmisch und man sagt uns, dass bei diesen Verhältnissen die „Geier im Nest“ bleiben. Das können wir gut verstehen und fahren weiter 😄

In Alexandroupoli fahren wir auf den Camping Municipal am Stadtrand direkt am Meer. N-40-50-49. O-25-51-23. Der Platz ist komfortabel ausgestattet und kostet mit Strom 19,40 €.Von unserem Stellplatz aus sehen wir die gegenüber liegende Insel Samothraki …..…… und genießen eine außergewöhnliche AbendstimmungDer Wind ist am nächsten Morgen noch stärker geworden. Ein Blick auf die Windkarte zeigt, dass er überall extrem stark bläst. Nur im Bereich um Thessaloniki ist er deutlich geringer.

Nachdem wir im Jahr 2014 den Nordosten Griechenlands und Chalkidiki ausgiebig bereist haben (siehe Reisebericht „2014 – Griechenland – Der Osten“) nehmen wir den schnellsten Weg, die Autobahn „Egnatia Odos“ und fahren gute 300 km nach Westen. 30 € Maut. Der stürmische Seitenwind bläst unangenehm von den Bergen der Rhodopen herab. Trotzdem lässt sich die lange Fahrt bei blauem Himmel durchaus geniessen.

Im Nord-Osten leben sehr viele türkischstämmige Griechen und überall sieht man hübsche Dörfer mit weiß leuchtenden MinarettenDie Strecke ist abwechslungsreich und führt teils am Meer entlang, teils im Landesinneren durch hügelige Landschaften. Wir fahren an zahllosen Baumwollfeldern vorbei, die schon weiß leuchten. Die Ernte steht kurz bevor. Die Tabakernte ist hingegen so gut wie abgeschlossen.Bei Xanthi überqueren wir den zweiten großen Fluß nach dem Evros, den Nestos. In seinem Mündungsdelta hatten wir 2014 eine spannendes Erlebnis mit 2 Hunden, die uns auf unserer Rollertour angefallen haben. Zum Gedenken daran die beiden folgenden Fotos 😄Bald erreichen wir Thessaloniki und tatsächlich ist der Wind hier deutlich geringer. Wir umfahren die Stadt weiträumig und nehmen dann die Autobahn weiter südwärts. Wir wollen in den kleinen Ort Pydna und auf einen im Stellplatzführer verzeichneten freien Stellplatz am Strand.

Die Entscheidung, hierher zu fahren, erweist sich als goldrichtig. Direkt am Strand finden wir unseren Platz auf N-40-22-48. O-22-37-36. Neben uns im flachen Wasser watet eine Kolonie Flamingos auf FuttersucheGegenüber sieht man das Massiv des Olymp

Neben unserem Stellplatz gibt es eine ganzjährig täglich bis 17.00 geöffnete Taverne. Wir sind hungrig und besuchen sie gleich nach unserer Ankunft. Außerdem wollen wir „der Form halber“ fragen, ob wir hier übernachten können, was problemlos möglich ist.

Die Taverne heißt „Alikon Gefsis“ und gehört einem jungen Besitzer, der ein paar Kilometer entfernt ein weiteres Restaurant betreibt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, lokale Spezialitäten frisch und kreativ zu verarbeiten. Und tatsächlich haben wir in Griechenland kaum jemals so gut gegessen.

Wir wollen eigentlich am nächsten Tag weiter auf die Halbinsel Pilion fahren, aber dort bläst heftiger Wind und es regnet. Aktuell gibt es im Süden Griechenlands extremen Sturm (einen Mittelmeer-Hurrikan). Hier hingegen ist es ruhig. Diese Tatsache und das hervorragende Restaurant veranlassen uns, gleich 3 Tage hier zu verbringen – und vielleicht wird es noch ein vierter 😄🐙🦐🐟🦀

Die Entscheidung fällt morgen früh. Unsere nächsten Ziele sind – wie gesagt – die Halbinsel Pilion und danach ein Wiedersehen mit langjährigen Camperfreunden auf Euböa und auf der Peloponnes.

Die meisten unserer nun folgenden Reiseziele haben wir schon früher besucht und in den damaligen Berichten beschrieben. Deshalb endet hier dieser Reisebericht.

Der Sommer in Griechenland will heuer gar kein Ende nehmen. Bis Mitte November kann man bei herrlichem Sonnenschein noch schwimmen. Wir verschieben mehrmals unsere Heimreise und kommen erst am 18. November zurück.

Unsere nächste grössere Reise soll uns ab Mitte März 2019 für 2 Monate nach Marokko führen. Wir hoffen, Ihr seid wieder dabei.

Bis bald und liebe Grüße

Helga und Willi

Veröffentlicht unter 2018 Rumänien - Bulgarien - Nord-Ost-Griechenland | 5 Kommentare

Nach Transsylvanien (Siebenbürgen)

8. – 16. 9. 2018

Vatra Dornei – Bistritsa Tal – Bizac Schlucht – Lacul Rosu – Gheorgheni – Praid – Sighisoara – Kirchenburgen – Medias – Sibiu – Carta – Transfagarasan Hochgebirgsstrecke – Campulung – Zarnesti – Sinaia – Ploiesti – Buzau – Berca (Schlammvulkane)

Liebe Freunde,

auf dieser Etappe geht es nach Siebenbürgen und nach einem kurzen Abstecher in die Walachei wieder dorthin zurück. Gegen Ende nähern wir uns dem Donaudelta.

Hier nun wieder ein paar Übersichtskarten

Unsere bisherige Tour

Die bisher bereisten Regionen

Die Tour auf der Landkarte

Von unserem letzten Übernachtungsplatz auf dem Campingplatz in Fundu Moldovei besuchen wir noch 2 Moldauklöster und fahren dann in die Berge nach Vatra Dornei. Hier gibt es den Campingplatz Autotourist. Wir sind auf 800 m Höhe und es hat deutlich abgekühlt. Der Platz liegt auf N-47-20-53. O-25-20-54. 12,- € pro Nacht. Sehr einfache Ausstattung. Man steht schön oberhalb der Stadt.

Nach Siebenbürgen könnten wir nun auf der größeren Straße über Bistrita und Targu Mures fahren – oder durch das Tal der Bistrita über Piatra Neamt und Gheorgheni nach Sigisoara.

Wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit und nehme die schöne Strecke an der Bistrita entlang. Leider ist es stark bewölkt. Auffällig sind die vielen kleinen Hängebrücken, die die wenigen Häuser auf der anderen Flussseite mit der Hauptstraße verbinden

Bald erreichen wir den Muntelui Stausee und – daran entlang – eine 40-km-Rüttelstrecke, für die wir mehr als eine Stunde brauchen. Eigentlich unglaublich, was Wohnmobile vertragen, ohne auseinander zu brechen. 😄

Schließlich kommen wir nach Bicaz. Hier beginnt die Straße durch die Bicaz Schlucht, deren Wände bis zu 300 m hoch aufragen. An Sommerwochenenden wälzt sich eine Kolonne von Ausflugsfahrzeugen durch die Schlucht. Und auch heute, Samstag, gibt es regen Verkehr.Die Straße führt bis auf 1000 m hinauf. Hier herrscht reges Treiben an den Marktständen, die allerlei Kitsch und Krempel verkaufen

Kurz darauf erreichen wir den Lacul Rosu (Roter See) und unseren Übernachtungsplatz neben einem großen Hotel. Der Stellplatz mit Strom und Wasseranschluss liegt auf N-46-46-47. O-25-45-16. 15,- € pro Nacht.Rund um den Lacul Rosu führt ein Wanderweg. Wir machen uns auf den Weg dorthin, vorbei an besagtem Hotel, in dem heute am Abend eine große Hochzeit stattfindet. Der Eingangsbereich ist bereits fürs Foto vorbereitet.Warum der Lacul Rosu (Roter See) so heißt, weiss vermutlich niemand. Er ist schön grün und irgendwann durch einen Bergrutsch entstanden, der einen Fluß aufgestaut hat. Deshalb ragen noch immer alte Baumwipfel aus dem WasserLeider beginnt es während unserer Wanderung zu regnenGegen Ende der Runde treffen wir auf das Brautpaar von heute Abend, das sich nicht scheut, für ein Foto dem Regen zu trotzenDabei verstecken sich sogar die „Hochzeitstauben“ auf einem trockenen Platz 😄Der Lacul Rosu ist ein beliebtes Ausflugsgebiet der einheimischen Touristen. Der Platz davor ist voll von kleinen Restaurants und Verkaufsständen. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem späten Mittagessen. Die Preise sind wie überall in Rumänien aus unserer Sicht extrem niedrig. Ein halber Liter Bier im Plastikbecher kostet hier 1 Euro🍺🍺

Eine Speisekarte. Die angeschrieben Preise ergeben dividiert durch 5 etwa die Preise in Euro.

Abends findet, wie schon gesagt, im Hotel eine große Hochzeit statt. Wie wir auch später noch mehrmals erleben, wird dabei bis in die frühen Morgenstunden gefeiert und entsprechend laut ist die Musik. Bei dieser Hochzeit wird „zum Glück“ für uns ausschließlich traditionelle rumänische Musik gespielt, die trotz der Lautstärke sehr interessant und schon ein wenig orientalisch klingt. Und wenn es gar zu laut wird: wozu hat man denn Ohrstöpsel dabei 😄

Am nächsten Morgen bessert sich zum Glück das Wetter und wir fahren über 2 Passstraßen jeweils auf 1200 m hinauf. Der erste Paß führt durch dichten Wald (Bärengebiet) nach Gheorgheni. Wir sind nun in Transsylvanien (Siebenbürgen).

Hinter Gheorgheni geht es nochmals hinauf – auf den Bucin Pass in 1200 Höhe. Auf der Passhöhe werden frische Eierschwammerl (Pfifferlinge) verkauft

Über die Praid geht es weiter in Richtung Sighisoara.

Der Charakter der Dörfer hat sich gegenüber dem Norden deutlich verändert. Hier überwiegen kleine Häuschen mit Gärten und Feldern dahinter. An der Straße wird verkauft, was in den Gärten wächst. Viele der Häuser sehen vernachlässigt aus. Oft sind es Häuser, die bei der großen Auswanderungswelle der deutschsprachigen „Siebenbürger Sachsen“ nach 1989 zurückgelassen wurden und in die Roma-Familien eingezogen sind. Die Bezeichnung „Sachsen“ hat übrigens nichts mit den Bewohnern des deutschen Bundeslandes Sachsen zu tun. Die ab dem 13. Jahrhundert hier eingewanderten „Deutschen“ wurden „Saxones“ genannt und stammten aus verschiedenen Regionen des heutigen Deutschland, vor allem aus dem Südwesten.Zwischen den alten Häusern sieht man immer wieder auch neu renovierte. Sie gehören meist in Deutschland lebenden ehemaligen Siebenbürgern, die im Sommer auf Urlaub zurückkommen

Sighisoara liegt an der „Großen Kokel“, hat knapp 30.000 Einwohner und ist wegen seiner mittelalterlichen Altstadt ein Weltkultur-Erbe. Mitten in der Stadt gibt es den Wohnmobil-Stellplatz Pension Aquarius auf N-46-13-23. O-24-47-48. 17 € inkl. Strom. Es ist gerade eine französische Wohnmobilgruppe hier, deshalb ist der Platz fast voll.

Dreisprachige Ortstafel von Sigishoara – Rumänisch, Deutsch, Ungarisch

Sighisoara liegt auf 3 Ebenen – der Unterstadt, der Oberstadt (Burgberg) und dem Schulberg ganz oben.

Der Stundturm ist das markante Merkmal auf dem Burgberg und der Eingang zur AltstadtKleine malerische Gassen, alte Häuser, Türme und Türmchen in der Altstadt

Steigt man noch eine „Etage“ höher, erreicht man den Schulberg mit seinem uralten evangelischen Friedhof mit alten deutschsprachigen Grabsteinen. Manche Gräber werden auch heute noch von Siebenbürger Auswanderern benutzt, wie aktuelle Inschriften zeigen.

Blick vom Schulberg auf die AltstadtNach dem Stadtrundgang gibt es eine typische Bohnensuppe in BrotteigSighisoara vermarktet sich geschickt, indem es seinen mittelalterlichen Charakter mit der Geschichte von Graf Dracula bzw. dessen historischem Vorbild, Fürst Vlad III Tepes (der Pfähler) Draculea verbindet. Geschichtlich verbürgt ist nur, dass dessen Vater eine Zeit lang hier gelebt hat – mehr nicht.

Dennoch gibt es hier das „Original-Geburtshaus“ von Vlad III und dazu ein reiches Angebot an „Dracula-Kitsch“ zu bestaunen. Sogar ein Denkmal hat man ihm errichtet. Die Touristen freut’s und der Stadt bringt es Geld😄

Aber man geht mit dem Thema auch humorvoll um

Was in Maramuresch die alten Holzkirchen und in der Bukowina die Moldau Klöster, das sind in Siebenbürgen die Kirchenburgen. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg, um einige davon zu besuchen. Fast jedes Dorf in der Gegend hat eine mehr oder weniger große Kirchenburg.in Probstdorf steht eine, vor einigen Jahren von der Dorfgemeinschaft restaurierte.Sie ist zugesperrt, doch wir haben Glück und treffen einen von 8 noch hier lebenden „Sachsen“, der den Schlüssel für die Kirche hat. Er erzählt uns davon, wie „nach der Wende“ fast alle das Dorf verlassen haben und nur 8 Familien zurück blieben. Es gibt noch heute eine Blaskapelle mit 8 Musikern – von jeder Familie einer. Im Dorf leben heute über 90 Prozent Roma, zum Teil in den ehemaligen Sachsen-Häusern – und es gibt keine Probleme. Alle leben in der Dorfgemeinschaft zusammen – und die „Deutsche Blaskapelle“ spielt auf Wunsch auch bei Roma-Begräbnissen. Im Frühjahr kommen oft ausgewanderte Dorfbewohner zu Besuch und renovieren und putzen ihre Häuser. Im Sommer kommen dann oft auch deren Kinder und Enkel aus Deutschland. Im Herbst sind dann wieder alle weg.

Wir können auch noch den Speck-Turm besichtigen. In den Türmen der Kirchenburgen wurde früher über den Winter der geräucherte Speck aufbewahrt. Der Speckturm in Probstdorf ist angeblich der letzte, der auch noch wirklich zur Specklagerung benutzt wird. Jedes Speckstück ist mit der Hausnummer des Besitzers gekennzeichnet. Unser Begleiter erzählt dazu eine nette Geschichte: Der Speck durfte im Frühjahr/Frühsommer erst ab dem ersten Gewitter gegessen werden. Der Grund: Hätte man schon früher damit begonnen, so hätte er nicht über den Sommer gereicht.😄Eine der größten Kirchenburgen steht in Biertan. Leider ist sie heute, Montag, geschlossenÜber Medias fahren wir weiter in Richtung Sibiu, auf der Suche nach einem netten Übernachtungsplatz.

Nördlich von Sibiu bei der Stadt Ocna Sibiului, bekannt wegen ihrer Salzwasser-Badeteiche, gibt es einen freien Stellplatz an einem öffentlichen Fischteich. N-45-53-14. O-24-5-7. Am Abend kommt jemand und kassiert 4 € für die Benutzung. Es gibt sogar einen gedruckten Beleg.Nach ruhiger Nacht fahren wir am nächsten Morgen nach Sibiu. Die Stadt war einst Kulturhauptstadt Europas und wirkt sehr modern. Wir suchen längere Zeit nach einer Parkmöglichkeit nahe der Innenstadt, aber alles ist rappelvoll. Die Altstadt wäre sicher sehenswert, aber ohne Parkmöglichkeit entschließen wir uns zur Weiterfahrt in Richtung Brasov.

Auf halbem Weg liegt in Carta der nette Campingplatz „De Oude Wilg“ (Die alte Weide) unter niederländischer Leitung. Eigentlich sind es mehrere große durch Sträucher getrennte Wiesen mit einem liebevoll dekorierten Sanitärbereich. Sehr gemütlich und fast leer. N-45-47-4. O-24-34-2.

Anstatt am nächsten Morgen weiter nach Brasov zu fahren, entscheiden wir uns kurzfristig für eine Hochalpin-Tour in den Süden. Die Bergstraße „Transfagarasan“ führt auf 2000 m hinauf und endet auf der anderen Seite in Curtea de Arges in der Walachei. Das Wetter ist prächtig und die Straße gut ausgebaut.

Vor uns liegen mit rund 2500 m Höhe einige der höchsten Berggipfel der KarpatenIn weiten Serpentinen geht es hinauf bis auf 2.000 mAuf der Passhöhe liegt der Lacul Balea. Leider zieht Nebel herein und die umliegenden Berggipfel sind nicht mehr zu sehen.Dafür gibt es eine lokale Spezialität zu Essen: Polentakugeln mit Schafkäse gefüllt und in Alu-Folie gegrillt. Sehr zu empfehlen.Die Abfahrt in die Walachei bietet nochmals spektakuläre Ausblicke …………..…… und tierische BegegnungenAm Ende eines langen Stausees liegt die Burg Poenari, die tatsächlich auf den Fürsten Vlad Tepes Draculea zurückgeht. Er war historisch nachweisbar längere Zeit hier. Sie liegt jedoch so hoch auf einem Hügel, dass sie für den „Massentourismus“ nicht geeignet ist. Also „verkaufen“ die Tourismus-Manager lieber Sighisoara und die Törzburg (Bran), zu der wir später kommen, als Dracula-Locations.😄Etwas außerhalb von Curtea des Arges liegt der Campingplatz Noaptes. Die letzten 3 km davor sind etwas abenteuerlich wegen unzähliger tiefer Löcher in der Fahrbahn. Man muss halt langsam fahren. Aber schließlich erreicht man den netten kleinen Platz auf N-45-5-44. O-24-39-16. 12 € inkl. Strom.

Wir treffen Steffi und Dominic aus Köln und sie erzählen uns, dass sie seit 7 Monaten mit ihrem VW Bus unterwegs sind. Ihre Reise ging durch den Iran, Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan bis an die Grenze zur Mongolei und über Russland zurück. Ein phantastisches Erlebnis. (Ja, ja – so jung und abenteuerlustig müsste man noch sein 😄)

Später kommt dann noch ein Schweizer Womo dazu und wir verbringen einen netten Abend mit Katharina und ihrem Mann.

Wegen des gestern länger dauernden nächtlichen Gesprächs starten wir am nächsten Tag erst gegen Mittag und fahren über Campulung zurück nach Siebenbürgen. Vor Brasov liegt der Ort Zarnesti. Hier gibt es einen sehr guten Wohnmobilstellplatz. Er nennt sich Alpin Ranch und liegt auf N-45-34-43. O-25-20-38. Der Besitzer war 11 Jahre lang Rumäniens bester Sportkletterer, verdient Geld in Deutschland mit dem Streichen von Hochspannungsmasten, investiert es in seinen Stellplatz und hat schon ein weiteres Stellplatz-Gelände in der Nähe in Bau. Sehr freundlich und bemüht.

Die Gebäude im Vordergrund und am hinteren Ende des Grundstücks sind Bestandteile des Platzes und sind u.a. mit netten Gemeinschaftsräumen eingerichtet.Nur wenige Kilometer von Zarnesti entfernt liegt auf 70 ha ein Großreservat für Braunbären. Sie wurden aus erbärmlichen Verhältnissen aus Zoos, Zirkussen und Privatbesitz befreit und werden hier möglichst frei gehalten und gepflegt. Sie haben zum Teil ein grauenhaftes Schicksal. Manchen wurden die Augen zerstört und Zähne und Klauen gezogen, um sie als Tanzbären zu verwenden oder sie einfach auf einem Restaurantparkplatz gefangen zu halten und sie dort den Besucher als Attraktion zu zeigen. Zur Zeit sind an die 100 Bären hier. Jeweils bei 3 Führungen am Vormittag ist das Gelände zu besuchen und man erfährt viel über dieses wunderbare Projekt. Es gibt in Rumänien übrigens etwa 6000 Braunbären in freier Wildnis.In solchen Käfigen waren viele der Bären jahrelang eingesperrt.Hier geht es ihnen gut

Mit dem Roller fahren wir weiter in das nahe gelegene schon oben erwähnt Bran (Törzburg). Hier ist die touristische „Hölle“ los. Menschenmassen schieben sich durch den kleinen Ort und zur Burg hinauf. Die Burg gilt als die „Dracula-Burg“ schlechthin, obwohl der „Fürst“ niemals hier war. Sie entspricht einfach dem Bild, dass Autor Bram Stoker in seinem Roman „Dracula“ beschrieben hat. Und so begann man schon während der Ceausescu-Zeit mit der touristischen Vermarktung. Aber auch ohne „Dracula“-Background ist die Burg prächtig anzuschauen. Sie wurde vom ehemaligen Königshaus von Grund auf restauriert.

Auch hier macht man sich da und dort einen Spaß mit dem Dracula-Mythos

Nach der Rückkehr zum Stellplatz erzählt uns der Besitzer von einer weiteren, ganz in Nähe liegenden sehenswerten Burg, und zwar der Burg in Rasnov (Rosenau). Also starten wir den Roller nochmals und fahren hin. Schon von der Ferne sieht man die imposante Burganlage, zu der eine kleine Standseilbahn hinauf führt.

Von oben hat man eine weiten Blick hinaus in die Ebene von Rasnov

Am nächsten Tag – wir verzichten auf einen Besuch in der Großstadt Brasov – fahren wir über Rasnov hinüber in das Prahova Tal. Die Sonne begrüßt uns heute morgen auf besondere Weise. Das Tal liegt in einem großen Wandergebiet und wird sowohl von inländischen wie ausländischen Touristen stark besucht. An seinem Ende liegt die Großstadt Ploiesti. Heute ist Samstag – und eine fast durchgehende Autokolonne wälzt sich durch das Tal.

Wir wollen dem Schloß Sinaia, der ehemaligen Sommerresidenz von König Carol I (einem Deutschen aus der Familie Hohenzollern-Sigmaringen) einen Besuch abstatten. Auch hier wie in Bran: Menschenmassen. Alle wandern die 2 km vom Parkplatz durch den Wald hinauf zum Schloss. Es ist aber auch wirklich sehenswert und erinnert mit seinem Fachwerk an die deutsche Heimat des Königs.Am Ende des Tals verlassen wir die Karpaten und erreichen die endlos scheinende Ebene nördlich von Bukarest. Sie wird uns im wesentlich bis zum Ende der Rumänien-Tour nicht mehr verlassen.

Vor der Stadt Ploiesti biegen wir in Richtung Nordosten ab und erreichen auf schnurgerader guter Straße Buzau. Unser Ziel sind die Vulcanii Noroiosi – kleine aktive Schlammvulkane – nördlich der Ortschaft Berca, 20 km nordwestlich von Buzau.

Hier wird die Landschaft noch einmal hügelig. Die kaum bewaldeten Hänge erinnern ein wenig an Schottland. Von Berca aus führt eine schmale, aber relativ gut befahrbare Straße bis zu einem Campingplatz direkt an den Schlammvulkanen. Der Platz heißt bezeichnenderweise „Muddyland“ und ist eine große Wiese an einem Picknickgelände. N-45-20-51. O-26-42-34. 6,- € (Strom extra)Vom Platz aus steigt man den Hügel hoch bis zum Eingang zu den Vulcanii. Ein paar Kilometer gegenüber gibt es ein zweites Vulkangelände, zu dem man direkt mit dem Auto hinauf fahren kann.

Das Gelände ist wirklich einmalig. Angeblich sind die blubbernden Schlammbecken in Festland-Europa einmalig. Die nächsten, dafür größeren, gibt es auf Island.

Liebe Freunde, das war es wieder einmal. Unsere nächsten Ziele sind das Donau-Delta und die Schwarzmeer-Küste.

Und nicht, dass ihr glaubt, dass es nur in München ein Oktoberfest gibtIn diesem Sinn: Ozapft is – auch in Brasov.

Liebe Grüße

Helga und Willi

Veröffentlicht unter 2018 Rumänien - Bulgarien - Nord-Ost-Griechenland | 3 Kommentare

Nordrumänien – Maramuresch und Moldava – Weltkulturerbe am laufenden Band

31.8. – 8.9.2018

Liebe Freunde,

am 31. August starten wir unsere für einen Monat geplant Rumänien-Tour um danach über Bulgarien weiter nach Griechenland zu fahren.

Wie gewohnt am Anfang ein paar Karten für den Überblick.

Anreise aus Österreich

Durch die Regionen Sathmar, Maramuresch und Moldau (Südbukowina)

Überblick über die Großregionen Rumäniens

Die erste Etappe mit 420 km führt uns am 31. August bis kurz vor Budapest. In Törokbalint – 10 km vor der Stadt – liegt der Campingplatz Fortuna. N-47-25-55. O-18-54-3. Schöne Anlage mit hohen Parkbäumen. Man hört die nahegelegene Straße, nachts ist es jedoch ruhig. 20 €. Strom 3 €.

Am nächsten Morgen geht es über die Autobahn bis Debrecen und dann über die Grenze nach Rumänien. Die Strecke von Debrecen bis zur Grenze ist eine wahre „Rüttelstrecke“ – ein kleiner Vorgeschmack auf die eine oder andere Straße in Rumänien.

Nach der Grenze ist die Straße aber in bestem Zustand und wir fahren bis Carei, wo wir übernachten wollen. Es gibt hier einen Campingplatz neben einem großen Freitzeitgelände mit Schwimmbad. N-47-40-19. O-22-27-16. 5 € pro Nacht. Der Platz ist einfach, aber ganz nett. Das einzige Problem ist, dass heute – Samstag – im Schwimmbad nebenan ohne Pause der „Disco-Hammer“ dröhnt – keine 100 m neben dem Wohnmobil. Nach einer Stunde „werfen wir das Handtuch“ und ergreifen die Flucht.

Die nächste größere Stadt ist Sathu Mare. Es hat mittlerweile 39 Grad. Neben dem Thermalbad soll es einen Parkplatz zum Übernachten geben. Dort ist jedoch trotz der Hitze Vollbetrieb und die Parkplätze sind restlos belegt. Wie gesagt – es ist Wochenende. Vielleicht ist es an anderen Tagen ruhiger. Die Koordinaten sind jedenfalls N-47-47-12. O-22-53-2.

Langsam wird es Abend und höchste Zeit für einen Übernachtungsplatz. In Apa gibt es ein riesiges Freizeitgelände an einem Badesee. Man kann sich dort nach Bezahlung von 12,60 € irgendwo einen schönen Platz aussuchen und einer ruhigen Übernachtung steht nichts mehr im Weg. N-47-46-29. O-23-10-53.

Gut ausgeruht machen wir uns am Sonntag, 2.9., auf den Weg über Negresti-Oas nach Sapanta an der ukrainischen Grenze. Auffällig hier sind die vielen protzigen Villen, die so gar nicht in das Bild, das man von Rumänien hat, passen.

Höhepunkt dieser „Villen-Kultur“ ist die Stadt Certeze. Kilometerlang fährt man an Protzbauten entlang, einer größer als der andere. Davor stehen Porsches, Mercedes, BMWs, oft mit französischen oder anderen Kennzeichen aus dem westlichen EU-Raum. Die Erklärung dafür ist einfach. Irgendwann haben die ersten Rumänen begonnen, im Ausland zu arbeiten. Speziell in Frankreich haben sie oft kleine Baufirmen gegründet und dort gutes Geld verdient. Um zu Hause zu zeigen, was sie geschafft haben, haben sie begonnen, riesige Häuser zu bauen. Die meisten davon stehen 11 Monate im Jahr leer. Im August treffen sich dann alle hier um den anderen zu zeigen, wer am meisten Geld hat. Es wird gefeiert und geheiratet. Will man etwas gelten, so sollten schon so an die tausend Hochzeitsgäste kommen! Angeblich bekommt jeder der Hochzeitsgäste 1 Flasche Zwetschken- (Pflaumen-) Schnaps. Im September sind dann wieder alle weg – und leben im Ausland zum Teil in Substandard-Unterkünften. Ein interessanter Artikel zu diesem Phänomen, das wir in dieser Dichte nirgendwo mehr in Rumänien gesehen haben, findet sich unter folgendem Link:

https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2015/selbstbestimmung/seht-ich-hab-s-geschafft

Schließlich erreichen wir den kleinen Ort Sapantsa nahe der ukrainischen Grenze.

Wir sind jetzt in der Region „Maramuresch“. Touristisches Highlight dieser Region sind die prächtigen, uralten Holzkirchen. Viele von ihnen sind UNESCO Weltkulturerbe. Und die riesigen, wunderschön verzierten Holztore, hinter denen die bunten Dorfhäuser liegen. Doch auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben. Wie überall in Rumänien steht neben dem alten Holzhaus eine moderne Villa, parkt neben dem Pferdefuhrwerk der deutsche Nobelwagen.

In Sapantsa gibt es den netten Campingplatz Poieni. Er liegt ruhig an einem Bach und gehört zu einem Restaurant, in dem man gut essen kann, z.B. Rumänische Krautwickel mit Polenta

Der Platz liegt auf N-47-56-52. O-23-41-53 etwas außerhalb des Ortes. 12 € inkl. Strom.

Sapantsa ist ein sehenswerter Ort. Vor allem der „Fröhliche Friedhof“ ist ein Touristenmagnet. Die Grabkreuze aus Holz sind von Hand bunt bemalt und werden immer wieder aufgefrischt. Die Inschriften berichten vom Leben des Verstorbenen und schildern auf humorvolle Weise auch das eine oder andere Ereignis aus seinem Leben. Leider können wir die Texte nicht lesen, aber auch so ist der Friedhof einen Besuch wert.

Typische „Maramuresch“ Häuser mit verzierten Fassaden und großen geschnitzten Holztoren

Die nächste größere Stadt ist Sighetu Marmatsiei. Sie liegt nur wenige Kilometer von Sapantsa entfernt an der Grenze zur Ukraine. Hier wurde der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel geboren. Im ehemaligen Militärgefängnis wurde ein beeindruckendes und beklemmendes Dokumentationszentrum für die Opfer des Kommunismus und der Ceausescu-Diktatur zwischen 1947 und 1998 eingerichtet. In den Gesichtern der vorwiegend rumänischen Besucher spiegelt sich noch heute das Entsetzen über die Verbrechen am rumänischen Volk wieder. Offenbar haben viele noch persönliche Erinnerungen an diese Zeit.

Die Figurengruppe im Gefängnishof macht das Grauen deutlich

Von Sighetu Marmatsiei führt eine Strasse ins Izei Tal. Hier liegen besonders viele Weltkulturerbe-Holzkirchen nebeneinander. Mit dem Roller fahren wir auf der ziemlich holprige Straße bis Dragomiresti und besuchen einige der Kulturjuwele.

In Barsana, dem ersten Halt auf der Tour, liegt zunächst ein neu erbautes, aber nicht weniger sehenswertes Kloster mit mehreren großen Holzkirchen und Wohngebäuden.

Die uralten Holzkirchen sind dagegen von den Ausmaßen her eher klein und liegen meist inmitten eines Friedhofs.

Innen sind die Kirchlein mit prächtigen Fresken ausgemalt.

Am nächsten Tag wollen wir die Möglichkeit nutzen, zu Fuß in die Ukraine zu gehen und fahren deshalb noch einmal nach Sighetu Marmatsiei. Dabei begegnen wir diesem Pferdewagen. Den Pferden sieht man die Freude förmlich an, sich ein kleines Wettrennen mit den Autos zu liefern.

Die Tysa (Theiss) ist der Grenzfluss zur Ukraine. Als Fußgänger darf man ohne Visum für einen Besuch „einreisen“. Wir überqueren die Brücke und stehen erst einmal eine halbe Stunde an der Pass- und Zollkontrolle. Dann dürfen wir ukrainischen Boden betreten.

Der kleine Grenzort wirkt ziemlich düster und heruntergekommen. Viel gibt es nicht zu sehen und nach einem kleinen Rundgang gehen wir zur Grenze zurück. Die „Ausreiseformalitäten“ dauern auch jetzt wieder eine halbe Stunde.

Östlich der Region Maramuresch liegt die Region Moldau. Ein Teil davon ist die Bukowina. Um dort hin zu gelangen, überqueren wir den einst wegen seiner schlechten Fahrbahn gefürchteten Prislop Pass. Die mittlerweile fast zur Gänze sanierte und gut ausgebaute Straße führt bis auf 1400 m hinauf. Am Strassenrand werden frische Steinpilze verkauft.

Im kleinen Ort Ciocanesti auf 900 m Höhe gibt es eine Stellplatz-Wiese bei „Vladmir“. Der Besitzer begrüßt uns überschwänglich in gutem Englisch. Er spricht auch perfekt Französisch. N-47-29-44. O-25-15-31. Vladimir verlangt inkl. Strom nur ganze 6 € pro Nacht.

In dieser Region hat es den ganzen Sommer über viel geregnet und alles ist grün. Vladimir, der unverheiratet ist, kocht selbst und wir nehmen die Gelegenheit wahr, gemeinsam mit Paaren aus der Schweiz, aus Frankreich und aus Weißrussland einen gemütlichen Abend zu verbringen. Für 6 € gibt es einen Begrüssungsschnaps, Wein, Gemüsesuppe, gefüllte Paprika und ein Eis. Vladimir erklärt jeden Gang wie der Kellner eines Haubenrestaurants 😄

Ciocanesti hat eine Besonderheit. Fast alle Häuser sind mit Borten verziert, die historische Muster verwenden. Hier als Beispiel das Haus von Vladimir.

Am nächsten Morgen regnet es stark. Wir legen daher eine Pause ein und bleiben auf dem Campingplatz „De Vuurplaats“ in Fundu Moldovei. Der sehr nette Platz liegt direkt an der Moldava (Moldau) und wird von Niederländern geführt. Er eignet sich auch bestens zum Besuch einiger der berühmten Moldau Klöster. N-47-32-05. O-25-24-59

Hügellandschaft mit Almwirtschaft rund um Fundu Moldovei

Ein paar Bemerkungen zu den Straßenverhältnissen in Rumänien. Die Hauptstraßen sind meist in einem guten Zustand. Man muss allerdings auch hier aufpassen, denn das eine oder andere Schlagloch oder eine größere Bodenwelle sind auch hier möglich. Die Nebenstraßen sind teils in sehr gutem, teils in miserablem Zustand. Wir fahren manche – auch längere – Strecken mit 20 KmH Durchschnittsgeschwindigkeit. Im Großen und Ganzen kommt man aber gut voran. Wegen der oftmals geringen Geschwindigkeit sieht man immerhin mehr von der Umgebung 😄. Die folgenden Bilder bitte nicht mißverstehen. Sie zeigen nur ein paar ganz „spezielle“ Situationen.

Pferdefuhrwerke sind ein verbreitetes Fortbewegungs- und Tranportmittel. Manche von ihnen tragen sogar Nummernschilder.

Das Wetter wird wieder schöner und wir besuchen 4 der berühmten Moldauklöster (gelb markiert). Die Karte zeigt die Klöster in der Region. Die mit dem roten Kreuz sind UNESCO Weltkulturerbe.

Die meist aus dem 16. Jahrhundert stammenden Klöster haben eine Besonderheit – die leuchtenden Bemalungen an den Außenwänden. Sie haben Jahrhunderte bei Sonne, Regen und Kälte überdauert und zeigen Heiligenbilder, Szenen aus der Bibel, aber auch Kriegsmotive

Die Klosterkirchen liegen meist mitten innerhalb einer Klostermauer. An der Mauer befindet sich das eigentliche Kloster.

Hier ein paar Fotos der von uns besuchten Klöstern

Ein ganz besonderes Highlight in dieser Gegend liegt in Moldovitsa in der Nähe von Vatra Moldovitsei. Das kunstvolle Bemalen von Eiern hat in der Gegend eine lange Tradition und überall kann man einfache, schöne Exemplare davon kaufen.

Weit über diese Tradition hinaus geht jedoch die Kunst von Lucia Condrea. Die weltweit anerkannte Künstlerin bemalt mit Hilfe eigener Techniken Eier in einer unglaublichen präzisen Weise. Neben ihrem Wohnhaus hat sie ein Museum mit tausenden von ihr gestalteten bemalten Eiern eingerichtet. Es gibt in der Nähe sogar eine Str